WLAN-Kamera im Test

Yale Smart Indoor Camera – viel Sicherheit für 60 Euro

Die Yale Smart Indoor Camera gibt es für 60 Euro. Im Vergleich zur oft deutlich teureren Konkurrenz erscheint das Angebot fast zu gut. Ist es das?
Rene Findenig
27.06.2025, 16:18
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

In einer Welt, in der das Thema Sicherheit im eigenen Zuhause eine immer größere Rolle spielt, boomen Überwachungskameras. Ob zur Überwachung des Wohnzimmers, des Kinderzimmers oder der Garage – smarte Innenkameras sind vielseitig einsetzbar. Die Yale Smart Indoor Camera tritt in genau diesen Markt ein, der von großen Namen wie Arlo, Blink, Google Nest oder Eufy dominiert wird. Doch Yale ist längst kein Unbekannter mehr: Das Unternehmen steht bereits seit Jahrzehnten für Sicherheitstechnik, insbesondere im Bereich Schlösser und Zutrittslösungen. Mit der Kamera ergänzt man diese Lösungen um zusätzliche Sicherheit.

Anfangs überrascht gleich einmal der Preis, die Kamera ist bereits um 59,99 Euro erhältlich. Zwar gibt es etwa bei Blink noch weitaus günstigere Modelle, dennoch liegt der Preis für wirklich brauchbare Kameras gewöhnlich (deutlich) über der 100-Euro-Marke.

Optisch präsentiert sich die Kamera zurückhaltend. Mit ihren schlanken Maßen von rund 11,5 Zentimetern Höhe und einem Durchmesser von etwa sieben Zentimetern wirkt sie kompakt, leicht und gleichzeitig stabil. Die Kamera besteht aus einem soliden Kunststoffgehäuse, das sich in einem modernen Weiß-Ton präsentiert. Die schwarze Kameraoptik hebt sich davon ab.

Einrichtung ist so einfach, wie man es sich nur wünschen kann

Besonders gelungen ist die flexible Montagemöglichkeit. Die Kamera kann wahlweise auf einer ebenen Fläche wie einem Regal, Schreibtisch oder Sideboard aufgestellt oder mithilfe des mitgelieferten Halters auch an der Wand oder an der Decke montiert werden. Die dafür benötigten Materialien sind im Lieferumfang enthalten, was bei Produkten dieser Preisklasse nicht selbstverständlich ist. Leider verzichtet Yale bei diesem Modell auf einen integrierten Akku. Das bedeutet: Ohne Netzstrom läuft hier nichts. Andererseits bringt der Stromanschluss über USB-C Stabilität – einmal installiert, läuft das System kontinuierlich und zuverlässig.

Die Einrichtung der Yale Smart Indoor Camera ist so einfach, wie man es sich für ein Einsteigergerät nur wünschen kann. Nach dem Auspacken wird die Kamera mit dem Stromnetz verbunden und die Yale Home App (erhältlich für Android und iOS) auf das genutzte Mobilgerät heruntergeladen. Die App führt den Nutzer durch einen einfachen Installationsprozess: Kamera per QR-Code koppeln, WLAN-Daten eingeben (nur 2,4 GHz, kein 5 GHz möglich), Verbindung aufbauen – fertig. In unseren Tests funktionierte die Ersteinrichtung in unter fünf Minuten und ohne technische Hürden. Auch Updates gibt es sofort nach dem ersten Start zum Download.

Die Bildqualität im Tages- und Nachtbetrieb

Besonders erfreulich ist, dass sich die Kamera in bestehende Yale-Systeme einbinden lässt. Wer bereits ein Yale Smart Lock, eine Alarmanlage oder andere Überwachungsgeräte besitzt, kann die Kamera nahtlos in das Ökosystem integrieren und alle Komponenten zentral über die App steuern. Erwartet beschränkt fällt die Kompatibilität zu anderen Smart-Home-Plattformen aus. Zwar lässt sich die Kamera in Google Home und Amazon Alexa einbinden – was bedeutet, dass etwa Livebilder auf Echo Show angezeigt werden können –, eine Integration in Apple HomeKit (anders als etwa als das Yale Linus Smart Lock) oder Matter gibt es (noch) nicht.

Die Yale Smart Indoor Camera liefert Videomaterial in Full-HD-Auflösung (1080p), was für Innenraumanwendungen vollkommen ausreichend ist. Das Bild wirkt bei Tageslicht scharf, klar und farbecht. Die Kamera besitzt ein Sichtfeld von 110 Grad, was für die meisten Räume einen guten Überblick ermöglicht, ohne dass zu starke Verzerrungen auftreten. Durch den digitalen Zoom lassen sich auch Details vergrößern, wenngleich hier naturgemäß Einbußen bei der Bildqualität in Kauf genommen werden müssen. Besonders überzeugend zeigt sich die Kamera durch Wide Dynamic Range (WDR) bei wechselnden Lichtverhältnissen im Innenraum.

Kamera kann nicht nur Video, sondern auch Audio

Dank WDR gleicht die Kamera beim Bild helle Fensterbereiche und dunkle Raumecken automatisch aus. Das sorgt für ein ausgewogenes Bild und verhindert, dass Gegenstände im Schatten untergehen oder Personen vor hellen Lichtquellen nur als Silhouette erscheinen. Sobald es dunkel wird, schaltet die Kamera automatisch in den Nachtmodus. Hier arbeitet sie mit Infrarot-Technologie, die bis zu sechs Meter weit reicht. Die Nachtaufnahmen sind in Schwarz-Weiß gehalten und zeigen Personen, Möbel oder Bewegungen auch bei völliger Dunkelheit zuverlässig. Allerdings fehlt eine (nicht erwartete) farbige Nachtsichtfunktion.

Gerade bei anspruchsvollen Lichtverhältnissen wie gedimmtem Licht fällt der Unterschied deutlich auf – wer auf farbige Nachtbilder wert legt, sollte sich bei anderen Modellen umsehen. Ein Highlight der Kamera ist wiederum das integrierte Zwei-Wege-Audio-System. Es erlaubt dem Nutzer, nicht nur zu hören, was im Raum passiert, sondern auch direkt über die App zu sprechen. In der Praxis funktionierte das gut: Die Lautsprecher liefern eine verständliche Audioausgabe, das eingebaute Mikrofon nimmt Stimmen klar auf. Natürlich gibt es eine minimale Verzögerung in der Übertragung, was aber angesichts des Preises akzeptabel ist.

Gerät erkennt Bewegungen und lässt Zonen einrichten

In der Anwendung ist das Feature besonders praktisch, wenn man etwa einem Mitbewohner kurz etwas mitteilen will – oder, was nicht zu hoffen ist, einen Einbrecher abschrecken will. Im Familienalltag kann die Audiofunktion auch als spontane Gegensprechanlage fungieren. Allerdings sollte man keine HiFi-Qualität erwarten – die Audioübertragung bleibt auf funktionalem Niveau und neigt bei lauten Geräuschen gelegentlich zu leichtem Rauschen oder Echoeffekten. Die Yale Smart Indoor Camera erkennt außerdem Bewegungen im Raum und informiert den Nutzer per (optionaler) Push-Benachrichtigung über jede erkannte Aktivität.

Dabei lassen sich in der App sogenannte Bewegungszonen definieren, um bestimmte Bereiche gezielt zu überwachen oder auszuschließen. Das ist besonders hilfreich, wenn sich die Kamera beispielsweise auf einen Flur richtet, aber nicht auf ein angrenzendes Fenster reagieren soll. Ebenfalls integriert ist eine KI-basierte Personenerkennung, die menschliche Bewegungsmuster von anderen Aktivitäten unterscheiden soll. In der Praxis funktioniert das in den meisten Fällen gut – doch nicht perfekt. Gelegentlich wurden auch Haustiere oder schnelle Lichtreflexionen als "Person" erkannt. Im Test wurde ein Hund manchmal als menschliche Bewegung eingestuft.

Yale bietet verschiedene Abo-Modelle für Geräte an

Einige Funktionen wie die genauere Haustiererkennung sind in einem kostenpflichtigen Abo erhältlich. Ohne Abo gibt es die Steuerung über die Yale Home App, unbegrenzte Nutzer, Push-Benachrichtigungen, E-Mail-Benachrichtigungen, Integration mit Smart Home Partnern, Unterstützung für mehrere Häuser oder Wohnungen, verschiedene Aktivierungsfunktionen, Geo-Fencing, Live-Streaming und einfache KI-Bewegungserkennung sowie Aufzeichnung im lokalen Speicher. Das zusätzliche Kamera-Abo (vier Euro monatlich) bringt zusätzlich erweiterte KI-Bewegungserkennung und eine Aufzeichnung im Cloud-Speicher für 30 Tage.

Mit dem Alarm- (sechs Euro) und Sicherheits-Abo (zehn Euro) gibt es zudem noch weitere optionale Modelle mit Funktionen wie mobilem Backup oder automatischem Alarmanruf. Ein großer Vorteil der Yale-Kamera ist eben die genannte Wahlfreiheit bei der Speicherung. Standardmäßig speichert das Gerät Aufnahmen lokal auf einem internen Speicher, dessen Größe vom Hersteller nicht genau beziffert wird. Tests zeigen: Der Speicher reicht für einige Tage bei durchschnittlicher Nutzung aus. Wenn der Speicher voll ist, werden ältere Clips automatisch überschrieben. Für mehr Komfort bietet Yale die aufgezählten Abo-Modelle an.

Alle Grundfunktionen der Kamera sind kostenlos nutzbar

Positiv: Auch ohne Abo lassen sich alle Grundfunktionen der Kamera nutzen – ein fairer Deal. Beim Thema Datenschutz punktet die Kamera mit der Möglichkeit, sogenannte Privatsphärenzonen festzulegen. Diese ermöglichen es, bestimmte Bildbereiche dauerhaft zu schwärzen, etwa wenn ein Fenster zum Nachbarn erfasst wird oder die Couch nie mit am Bild sein soll. So lässt sich auch die Datenschutzkonformität in Mietwohnungen oder Mehrparteienhäusern deutlich besser gewährleisten. Die Smart Indoor Camera entfaltet ihr volles Potenzial insbesondere dann, wenn sie Teil eines größeren Yale-Systems wird.

In Kombination mit einem Yale Linus Smart Lock, einem Alarmsystem oder einem Yale-Türsensor entsteht ein vernetztes Sicherheitssystem, das über die App zentral gesteuert werden kann. Kommt jemand zur Tür, öffnet sich nicht nur das Schloss – die Kamera kann auch automatisch eine Aufnahme starten. Wird die Alarmanlage aktiviert, beginnt die Kamera bei Bewegung mit der Aufzeichnung. Diese Synergien erhöhen den Sicherheitsfaktor erheblich und sind besonders für technikaffine Haushalte ein starkes Argument. Im Alltagstest zeigte sich aber auch die Kamera ganz für sich alleine als günstige und zuverlässige Sicherheitslösung.

Keine Aussetzer und eine immer zügige Videoübertragung

Die Yale Smart Indoor Camera lief ohne nennenswerte Aussetzer, reagierte zügig auf Bewegungen und stellte ihre Videoaufnahmen stabil in der App bereit. Auch die Push-Benachrichtigungen kamen zuverlässig an – meist binnen einer bis zwei Sekunden nach erkannter Bewegung. Die Bildqualität blieb auch über längere Zeit konstant, die App funktionierte in unserem Testzeitraum ebenfalls jederzeit flüssig. Will man etwas an der Sicherheitskamera aussetzen, gibt es nur Meckern auf sehr hohem Niveau: Sollte die Kamera vom Strom getrennt werden, dauert es etwa eine Minute, bis sie wieder betriebsbereit ist.

Die Yale Smart Indoor Camera überrascht in vielerlei Hinsicht positiv. Sie ist günstig, einfach einzurichten, liefert scharfe Bilder bei Tag und gute Ergebnisse bei Nacht und fügt sich nahtlos in das Yale-Ökosystem ein. Die Bewegungs- und Personenerkennung ist solide, wenn auch nicht immer fehlerfrei, und die Möglichkeit zur lokalen sowie optionalen Cloud-Speicherung bietet Flexibilität. Kleinere Einschränkungen wie die fehlende Akkufunktion, der Verzicht auf 5-GHz-WLAN und die nicht unterstützten Apple-Standards fallen im Gesamtpaket kaum negativ ins Gewicht. Für unter 60 Euro bietet Yale hier ein durchdachtes Produkt, das überzeugen kann.

{title && {title} } rfi, {title && {title} } 27.06.2025, 16:18
Weitere Storys