Brisante Studie

KI-Boom könnte jetzt die Stromversorgung gefährden

Eine Studie warnt vor einem beträchtlichen Anstieg des Strombedarfs durch Rechenzentren. Seit dem Boom von KI werden immer mehr Zentren benötigt.
25.06.2025, 11:21
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Das Aufkommen von KI-Chats, wie ChatGPT in den letzten Jahren zog eine hohe Aufmerksamkeit auf sich. Was aber eher im Verborgenen blieb, ist der damit einhergehend größer werdende Bedarf an Rechenzentren.

Auch in der Schweiz werden in der Folge Rechenzentren ausgebaut, berichtet der "Tagesanzeiger". Laut einer vom Bundesamt für Energie (BFE) in Auftrag gegebenen Studie hat sich die Anzahl Rechenzentren in der Schweiz seit 2019 stark erhöht – damit auch der Stromverbrauch.

Verbrauch in letzten 5 Jahren verdoppelt

Im zürcherischen Volketswil entsteht gerade eines dieser neuen Rechenzentren. Um es zu betreiben, benötige man jährlich bis zu 600 Gigawattstunden Strom, sagt Wolfgang Zepf, Schweiz-Chef der Betreiberfirma Vantage Data Centers. Das ist mehr, als die Stadt Winterthur verbraucht, wie der "Tagesanzeiger" schreibt.

Adrian Altenburger, Professor für Gebäudetechnik und Energie an der Fachhochschule Luzern, wurde mit der BFE-Studie beauftragt. Laut ihm hat sich der Stromverbrauch der Rechenzentren zwischen 2019 und 2024 von 2,1 auf 4 Terawattstunden fast verdoppelt. Damit machen die Zentren im Jahr 2024 7 Prozent des gesamten Schweizer Stromverbrauchs aus.

2030 braucht es wohl ein Kraftwerk nur für Rechenzentren

Die Studie soll erst auf Ende Jahr veröffentlicht werden. Doch dem "Tagesanzeiger" gewährte Altenburger bereits einen Einblick. Demnach rechnet der Experte damit, dass die Rechenzentren bis 2030 bis zu 15 Prozent des Stromverbrauchs verursachen werden. Dies entspräche sechs bis acht Terawattstunden Strom pro Jahr. "Das entspricht etwa der Jahresproduktion eines Kernkraftwerks", sagt Altenburger.

Derzeit gibt es 100 Rechenzentren in der Schweiz, doch die Anzahl wird stetig ausgebaut. Julien Duc, Sprecher der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) sagt, in den letzten fünf Jahren seien über 100 Anfragen für neue Anschlüsse von Rechenzentren eingegangen. Der Stromverbrauch von EKZ für Rechenzentren sei innert eines Jahres um 25 Prozent gestiegen.

KI-Boom nicht in Szenarien für Energieversorgung mitberechnet

Altenburger ist der Meinung, dass der Bund und der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen in ihren Szenarien zur Entwicklung der Energieversorgung zu wenig auf den Boom der Rechenzentren geachtet hätten. Aufgrund dieser Szenarien schätzen die Behörden und Politiker ab, wie viele Kraftwerke es braucht.

Altenburger warnt, dass man von einem "signifikant höheren Stromverbrauch" ausgehen müsse. "Die Schweiz muss sich etwas einfallen lassen, wie sie den riesigen unvorhergesehenen KI-Mehrbedarf in Rechenzentren deckt. Oder sie wird den Zubau von neuen Rechenzentren zwangsläufig limitieren müssen" Städte wie Amsterdam und Singapur haben bereits eine derartige Limitierung für neue Rechenzentren ausgesprochen, weil eine Überlastung des Stromnetzes drohte.

Wärme von Rechenzentren kann recycled werden

Die großen Betreiber von Rechenzentren sind sich des höheren Stromverbrauchs bewusst. Mark Zuckerberg kaufte Anfang Juni den Strom eines ganzen Kernkraftwerks, um seine Meta-Cloud zu betreiben. Microsoft setzte sich erfolgreich dafür ein, dass ein alter Atomreaktor in Pennsylvania wieder in Betrieb genommen wird, um die Bedürfnisse seiner Rechenzentren zu befriedigen.

Microsoft und Meta, so wie auch Google rühmen sich jedoch auch, dass ihre neusten Datenfabriken nachhaltig betrieben würden. Die Energie für die Rechenzentren verschwindet nämlich nicht einfach so, sondern wird zu 99 Prozent in Wärme umgewandelt. Die Zentren der großen Techfirmen sind deshalb oft an Fernwärmenetze angehängt. Kritiker halten dies jedoch lediglich für PR.

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