Wien und Niederösterreich sind jene Bundesländer mit den meisten Insolvenzen. Für ganz Österreich rechnet der Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) bei einer gleichbleibenden Insolvenzentwicklung bis zum Jahresende mit rund 4.500 eröffneten Firmeninsolvenzen.
Aus der aktuellen Halbjahresbilanz des AKV, geht hervor, dass seit Jänner alleine in Niederösterreich 389 Insolvenzen eröffnet wurden. Nur in Wien waren es mehr. Die Bundeshauptstadt hält aktuell den traurigen Rekord von 799 Pleiten.
Während es nicht verwundert, dass Wien mit seiner hohen Zahl an Einwohnern und Unternehmen die Statistik anführt, spricht der AKV in Bezug auf Niederösterreich von einem "erschreckend hohen Niveau": Die aktuellen Zahlen liegen deutlich über jenen der Finanzkrise 2007/2008. Zwar gab es gegenüber 2024 seit Jahresbeginn einen leichten Rückgang, doch rollt eine Welle der Vernichtung durch Österreichs flächenmäßig größtes Bundesland.
Bei einer fast unveränderten Entwicklung gegenüber dem Vorjahr schließen in Niederösterreich jeden einzelnen Monat rund 65 Betriebe. Das sind 15 Insolvenzen pro Woche. Österreichweit sind es wöchentlich 84 Unternehmen – im Schnitt sind das rund 362 Insolvenzen in jedem einzelnen Monat gewesen.
In Niederösterreich waren besonders der Handel (mit 89 Fällen) und die Baubranche (mit 79 Fällen) von Insolvenzen betroffen. Doch auch das Gesundheits- und Sozialwesen wurde im ersten Halbjahr, laut dem AKV überraschend hart getroffen: Dort hat der AKV seit Jänner 53 Insolvenzen registriert – in 48 Fällen konnte mangels Kostendeckung kein reguläres Verfahren eröffnet werden.
Wie eine Bombe eingeschlagen hat die Palmers-Pleite: Sie war die größte Firmeninsolvenz des Halbjahres. Das traditionsreiche Unternehmen aus Wiener Neudorf musste nicht nur ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung durchlaufen, sondern gefährdete dabei auch die meisten Arbeitsplätze in Österreich: 515 Dienstnehmer waren betroffen. Der vom Gericht bestätigte Sanierungsplan für die Palmers Textil Aktiengesellschaft sieht eine Rückzahlung von nur 20 Prozent vor. Dabei wurden Millionen verbrannt.
Zusammengerechnet summieren sich die Verbindlichkeiten aller eröffneten Firmeninsolvenzen in NÖ auf 342,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 lag dieser Wert noch bei 181 Millionen Euro. In fast einem Drittel der Fälle (29 Prozent) blieb den Gläubigern gar nichts: Nullquote. In einem weiteren Drittel (31 Prozent) der Verfahren bekamen die Gläubiger zumindest einen Teil der Außenstände refundiert. Das dritte Drittel der Verfahren lief auf Zahlungs- oder Sanierungspläne hinaus – mit einem durchschnittlichen Rückzahlungswert von 40,19 Prozent der Schulden.
In Niederösterreich gab es im ersten Halbjahr 2025 bereits 389 Firmenpleiten – rund 15 pro Woche. Am stärksten betroffen ist der Handel (89 Insolvenzen), gefolgt von Bau (79) und Pflege (53). Die Schulden aller insolventen Betriebe summieren sich auf 342,4 Millionen Euro. In jedem dritten Fall gingen Gläubiger leer aus. Die größte Pleite war jene der Palmers AG mit 515 betroffenen Jobs.
Trotz leicht positiver Wirtschaftsprognosen dürfte die Insolvenzwelle bald neue Höhen erreichen: "Der AKV befürchtet ein weiteres Rekordpleitenjahr mit über 750 eröffneten Firmeninsolvenzen allein in Niederösterreich", heißt es seitens der Gläubigerschutzorganisation. Rechnet man die abgewiesenen Insolvenzanträge hinzu, erwartet der Verband bis Jahresende über 1.100 Insolvenzen in Niederösterreich.
Etwas besser ist die Lage bei Privatpersonen: Im Vergleich zum Vorjahr gingen die eröffneten Schuldenregulierungsverfahren um 5,14 Prozent zurück – 627 Personen mussten eine Privatinsolvenz anmelden. Anders gesagt, meldeten jede Woche 24 Personen ihren Privatkonkurs an. Die durchschnittliche Verschuldung lag bei rund 118.200 Euro.
Abgesehen von Wien, wo es fast 800 Insolvenzen gab, ist Niederösterreich im Bundesländervergleich der Hauptschauplatz der Insolvenzwelle. Seit Jahresbeginn gab es hier fast genauso viele Pleiten wie in den drei Bundesländern Oberösterreich (234), Salzburg (100) und Vorarlberg (61) zusammengerechnet. Findet sich darauf keine Antwort, kann bald mit neuen Rekorden gerechnet werden.