Immer mehr Pleiten

Prognose für Wien noch viel schlimmer als gedacht

Fast 40 Prozent aller Firmenpleiten sind in Wien zu finden – und eine Trendumkehr bis zum Jahresende ist nicht zu erwarten. Die Details.
André Wilding
19.06.2025, 12:00
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Laut aktueller Hochrechnung des KSV1870 sind im ersten Halbjahr 2025 in Wien 1.366 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. Das sind rund 39 Prozent der 3.500 Unternehmen, die in diesem Zeitraum in Österreich insolvent geworden sind. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres bedeutet dies in Wien einen Anstieg von rund 10 Prozent. Mit Blickrichtung Jahresende sind rund 2.700 Unternehmensinsolvenzen in Wien realistisch.

Geprägt wurde das Wiener Insolvenzgeschehen in den letzten Monaten von mehreren Großinsolvenzen in der Immobilienbranche.

Insolvenzzahlen steigen kontinuierlich

Der Anstieg an Insolvenzen setzt sich in Wien auch 2025 fort: Die Insolvenzzahlen steigen kontinuierlich. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sind die Firmeninsolvenzen in Wien im ersten Halbjahr des Jahres um 10,4 Prozent gestiegen. Das sind um 129 mehr als im ersten Halbjahr 2024 und bedeutet, dass in der Bundeshauptstadt 7 Firmenpleiten pro Tag zu verzeichnen sind.

Von den 1.366 insolventen Unternehmen wurde in 552 Fällen, das sind rund 40 Prozent, mangels Vorliegens kostendeckenden Vermögens nicht einmal ein Insolvenzverfahren eröffnet.

"Die Entwicklung der Insolvenzzahlen in Wien zeigt, dass die wirtschaftliche Gesamtsituation nach wie vor äußerst angespannt ist. Die immer noch sehr hohen Energiepreise, die hohen Personalkosten, die Inflation sowie die geopolitischen Unsicherheiten sind die wesentlichen Ursachen für die steigenden Insolvenzzahlen. Der auch im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zu 2024 zu verzeichnende Anstieg der Insolvenzen kommt nicht ganz unerwartet und ist davon auszugehen, dass die Insolvenzzahlen in der Bundeshauptstadt auch in den nächsten Monaten nicht zurückgehen werden", fasst Jürgen Gebauer, Leiter Unternehmensinsolvenz Wien/NÖ/Bgld. das bisherige Insolvenzgeschehen 2025 in Wien zusammen.

Die Höhe der Verbindlichkeiten ist im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent gesunken. Unter Heranziehung der vorliegenden Zahlen der Jahre davor, befinden sich die Passiva jedoch nach wie vor auf sehr hohem Niveau.

Diese Entwicklung hängt in erster Linie mit dem auch 2025 auffallend vielen Immobilieninsolvenzen zusammen, die im Vergleich zu anderen Branchen im Insolvenzfall mit außerordentlich hohen Verbindlichkeiten konfrontiert sind.

Wiener Großinsolvenzen

Die Insolvenzen mehrerer namhafter Immobiliengesellschaften beherrschten in den letzten Monaten das Insolvenzgeschehen in Wien.

In den TOP 5 der Wiener Großinsolvenzen finden sich vier Gesellschaften aus der "SIGNA Gruppe". Mit der insolventen SÜBA AG mit Verbindlichkeiten von rdund 200 Millionen komplettiert eine weitere Immobiliengesellschaft die TOP 5 der Wiener Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2025.

Immobilienbranche besonders in Mitleidenschaft gezogen

Die Entwicklung des Insolvenzgeschehens zeigt, dass insbesondere aufgrund der nach wie vor anhaltenden Krise in der Immobilienbranche die Anzahl der Großinsolvenzen in der Bundeshauptstadt im Vergleich zu Restösterreich sehr hoch ist.

Gesamtinsolvenzen nach Bundesländern.
KSV1870

Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es in Wien im ersten Halbjahr 2025 im Bereich des Handels, nämlich mit 209 und in der Bauwirtschaft mit 205 Insolvenzen. Mit 194 Insolvenzen liegt die Immobilienbranche aber nur mehr knapp dahinter.

Während im Handel die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen sind und es im Baubereich sogar zu einem sanften Rückgang an Insolvenzen gekommen ist, sind in der Immobilienbranche die Zahlen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 deutlich in die Höhe geschnellt. "Dieser Umstand ist zu einem erheblichen Teil zahlreicher Folgeinsolvenzen in der Signa-Gruppe geschuldet, aber auch der Tatsache, dass generell viele österreichische Immobilienunternehmen ihren Unternehmenssitz in Wien haben", erklärt Jürgen Gebauer die im Vergleich zu Restösterreich hohe Anzahl an Immobilieninsolvenzen in der Bundeshauptstadt.

Weiterer Anstieg an Firmenpleiten erwartet

Der KSV1870 geht von einer Fortsetzung der aktuellen Entwicklung des Wiener Insolvenzgeschehens aus. "Diese Entwicklung wird sich aus heutiger Sicht auch in den nächsten Monaten fortsetzen. Es ist nicht unrealistisch, dass es in Wien bis zum Ende des Jahres rd. 2.700 Insolvenzen geben wird", erwartet Jürgen Gebauer keine Trendumkehr in den nächsten Monaten. Das wären rund 200 Insolvenzen mehr als 2024.

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 19.06.2025, 12:21, 19.06.2025, 12:00
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