Ein Besuch war wie eine Zeitreise: Die 3 Buchteln in der Wehrgasse 9 standen für eine Küche, die heute kaum mehr zu finden ist – deftig, böhmisch, ehrlich. Seit 1988 war das Gasthaus eine feste Institution in Wien-Margareten, gegründet von Elfriede Schachinger und ihrem tschechischen Lebensgefährten.
Nun ist Schluss. Mit Ende Juni verabschiedet sich Schachinger in den wohlverdienten Ruhestand. "Nach über 30 Jahren sagen wir Danke", heißt es schlicht auf der Website – ein Satz, der vielen Gästen das Herz schwer machen dürfte.
Was in der kleinen Küche auf den Herd kam, war eine Kampfansage an jeden Diätplan: Deftige Klassiker aus Böhmen, wie man sie heute kaum noch bekommt. Die Gäste liebten es – egal ob Halušky (kleine Kartoffelnockerln), Speckknödel oder süße Liwanzen.
Die Mohnnudeln wurden noch von Hand "gewuzelt", und wenn man glaubte, keinen Platz mehr zu haben, ging trotzdem noch ein Nachtisch. Dazu ein kühles Pils aus der Zapfanlage – viele beschrieben den Besuch als "Ausflug in die Vergangenheit".
Wer zur Mittagszeit kam, stand vor verschlossener Tür: Das Gasthaus öffnete nur abends, Punkt 18 Uhr wurde aufgesperrt, um 23 Uhr war Schluss. Eine Entscheidung der Wirtin – und ein weiterer Grund, warum das Lokal so unverwechselbar war.
In einer Gastro-Welt, die zunehmend auf Lieferservice, Brunch und hippe Cocktails setzt, war Schachingers Lokal ein Anker der Gemütlichkeit. Es gab keine Abstriche, keine Modernisierungen, kein "Instagrammen". Nur ehrliches Essen, freundlicher Service und viel Charakter.
Das Gasthaus war klein, nur rund 40 Plätze standen zur Verfügung. Ohne Reservierung musste man entweder Glück haben oder Geduld. Besonders am Wochenende war das Lokal oft tagelang im Voraus ausgebucht.
Trotz der hohen Qualität blieb die Preisgestaltung bodenständig. Viele Gäste lobten das faire Preis-Leistungs-Verhältnis. Das urige Ambiente mit typischem Holzmobiliar, rot-weiß karierten Tischtüchern und nostalgischer Deko tat sein Übriges – hier fühlte man sich willkommen, nicht abgefertigt.
In Online-Bewertungen schwärmen die Gäste: "Klein, aber fein", "wirklich authentisch", "typisch böhmisch, einfach großartig". Andere lobten die gemütliche Atmosphäre und die Ehrlichkeit des Angebots: "Man braucht Geduld, aber es lohnt sich."
Das Gasthaus war mehr als ein Ort zum Essen – es war eine Institution. Ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen schien, wo Gastfreundschaft noch echt war und wo man nach dem Essen nicht aufstand, sondern sitzen blieb. Die "3 Buchteln" werden in Wien eine Lücke hinterlassen, die kaum zu füllen ist.