Ukraine

Putin-Soldat gesteht: "Ich habe Zivilisten exekutiert"

Einige Kriegsverbrechen russischer Soldaten seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine sind belegt. Nun meldet sich ein Täter öffentlich zu Wort.

20 Minuten
Ein Geständnis eines russischen Soldaten schockiert die Öffentlichkeit. Symbolbild.
Ein Geständnis eines russischen Soldaten schockiert die Öffentlichkeit. Symbolbild.
Sipa Press / Action Press/Sipa / picturedesk.com

Zum Auftakt des Krieges gegen die Ukraine vor kaum einem halben Jahr besetzten russische Truppen die Region nördlich der Hauptstadt Kiew. Als sie sich Wochen später zurückzogen, offenbarte sich in den Kiewer Vororten ein Gemetzel an der Zivilbevölkerung.

Im "Massaker von Butscha" starben ukrainischen Angaben zufolge 400 Menschen. Auch in Siedlungen wie Borodjanka, Gostomel, Andrijiwka plünderten und töteten russische Soldaten während der mehrwöchigen Besatzung.

Für die Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht werden etwa Fallschirmjäger der 45. Luftsturmbrigade und Soldaten der 64. Motor­schützen­brigade. Der russische Präsident Wladimir Putin zeichnete die Männer später mit Ehrentiteln aus.

«Ich habe Zivilisten exekutiert»

Daniil Andrejewitsch Frolkin von der 64. Brigade hat nun in russischen Exil-Medien ein aufsehenerregendes Geständnis abgelegt: "Ich habe Zivilisten exekutiert, Bürger bestohlen, deren Telefone beschlagnahmt", sagte er den Journalisten des russischen Investigativportals "iStories".

Im Vorort Andrijiwka habe der Befehlshaber seiner Einheit den Befehl zur Tötung von Zivilisten gegeben, so Frolkin und appellierte, diese zur Rechenschaft zu ziehen: "Ich möchte dazu aufrufen, unsere Befehlshaber zu bestrafen", so der Brigadist und nannte anschließend mehrere Namen.

Mittlerweile in der Nähe von China

Mittlerweile befindet sich Frolkin offenbar in der Region um Chabarowsk in der Nähe der Grenze zu China, von wo aus er seine Entlassung aus dem Dienst beantragt hatte. Mit seinem Geständnis wolle er "seine Jungs" schützen, die wieder an die Front nach Cherson geschickt werden sollen, sagt er.

Er hoffe, dass sie stattdessen aus der Ukraine abgezogen werden, da sie jetzt dort gesucht werden. "Ich kenne all diese Jungs – 50 Leute, die von unserem Bataillon übrig geblieben sind. Sie sind gute Leute, ich möchte ihr Leben nicht ruinieren."

Auf Frolkin und drei seiner Kumpanen waren die Journalisten von "iStories" gekommen, weil sie in Andrijiwka  25 Fotos aus dem Handy eines Anwohners von Andrijiwka auswerteten, welches die Soldaten an sich genommen, genutzt, aber dann zurückgelassen hatten.

Fotos und Augenzeugen

Auf den Fotos posierten vier Russen mit Waffen, einer Pfeife und Militärmedaillen aus dem Zweiten Weltkrieg. Letztere hatten sie einem Anwohner gestohlen, nachdem sie seine Wohnung besetzt und ihn herausgeworfen hatten.

Nicht nur dieser Überlebende hatte sich ihre Gesichter gemerkt. Anderen Augenzeugen zufolge stahlen Frolkin und drei anderen Soldaten wie die Raben – von Autos über Kühlschränke, Videogeräte und Turnschuhe. Während vier Wochen hatten die Männer Zivilisten abtransportiert, die später tot aufgefunden wurden.

Einer von ihnen habe nicht erlaubt, die Getöteten zu beerdigen. Ein anderer – Frolkin, wie er jetzt selbst zugab – habe am 2. März einen Mann hingerichtet. Alle vier hätten damit geprahlt, Zivilisten getötet zu haben.

"Schießen wir auf vorrückende Ukrainer?"

Brigadist Daniil Frolkin ist nicht der einzige Soldat, der sich öffentlich zum Angriffskrieg seines Landes äußert. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen aus der russischen Armee ausgetreten war, schrieb auch Fallschirmjäger Pavel Filatiew über die ersten Tage der Invasion.

Er bestätigt darin, dass viele der russischen Soldaten vor dem 24. Februar nicht wussten, dass sie ihr Nachbarland angreifen sollten: "Ich konnte nicht verstehen: Schießen wir auf vorrückende Ukrainer? Oder vielleicht auf Nato-Truppen? Oder greifen wir an?", beschreibt er in seinem Buch die chaotischen Zustände.

Unzufrieden mit Putin

Der größte Teil der Armee sei unzufrieden mit Krieg, schreibt Filatiew auch: "Sie sind unzufrieden mit der Regierung und ihrem Befehlshaber, mit Putin und seiner Politik, und mit dem Verteidigungsminister, der nicht in der Armee dient" – eine Aussage, die sich auch mit den Recherchen der Investigativportale "Bellingcat" und "The Insider" decken.

Letzte Woche erhielten sie Zugriff auf ein Archiv mit Beschwerden russischer Soldaten bei Russlands Militärstaatsanwalt: Ihre Einheiten seien getäuscht, sie zu Kampfhandlungen in der Ukraine gezwungen worden und es gebe keine Hilfe, die Überreste gefallener Kollegen für Beerdigungen nach Russland zu transportieren, so der Tenor.

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