Laut aktueller Hochrechnung des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) sind im ersten Quartal 2025 in Wien 653 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen. Das ist mehr als ein Drittel der 1.741 Unternehmen in Österreich, die in diesem Zeitraum insolvent geworden sind. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres sind die Firmeninsolvenzen in Wien im ersten Quartal des Jahres um 5,8 Prozent gestiegen. Das sind um 37 mehr als im ersten Quartal 2024 und bedeutet, dass in der Bundeshauptstadt zwischen 6 und 7 Firmenpleiten pro Tag zu verzeichnen sind.
"Die Entwicklung der Insolvenzen in Wien zeigt, dass sich die wirtschaftliche Gesamtsituation nach wie vor sehr herausfordernd darstellt und für die Wiener Unternehmen noch mit keiner Entspannung zu rechnen ist. Das Auslaufen staatlicher Förderungen, ein leichter Anstieg der Inflation zu Beginn des Jahres gegenüber den vorangegangenen Monaten sowie ein weiteres Steigen bei den Energiekosten, sind wesentlichen Gründe für die Entwicklung der Insolvenzzahlen im ersten Quartal 2025", erklärt Mag. Jürgen Gebauer, Leiter Unternehmensinsolvenz Wien/NÖ/Bgld. die vorliegenden Zahlen.
Die Verbindlichkeiten der in Wien eröffneten Insolvenzfälle liegen bei rd. EUR 1,655 Mrd. Das ist ein Anstieg um rund 450 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese explosionsartige Entwicklung ist im Wesentlichen mehreren Folgeinsolvenzen innerhalb der "SIGNA-Gruppe" geschuldet, welche in den letzten Wochen am Handelsgericht Wien aufgeschlagen sind.
So finden sich in den TOP 3 der größten Insolvenzen 2025 in Wien nur Gesellschaften der "SIGNA Gruppe"
Die 3 größten Insolvenzen im 1. Quartal 2025 in Wien – Reihung nach Passiva* (Angaben in EURO)
- SIGNA Prime CM 2017 GmbH, Konkurs: 479 Millionen Euro
- SPS Primus Holding GmbH, Konkurs: 236 Millionen Euro
- Laura Warenhaus Premium Immobilien Beteiligung GmbH, Konkurs: 160 Millionen Euro
Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es in Wien im ersten Quartal 2025 im Bereich des Handels mit 108 Insolvenzfällen. Es folgt die Baubranche (100 Fälle) und die Immobilienbranche (86Fälle).
Im Vergleich zu Restösterreich verzeichnete Wien bereits im letzten Jahr, aber und auch im ersten Quartal 2024 auffällig viele Insolvenzen in der Immobilienbranche.
"Dies liegt weniger am Wirtschaftsstandort Wien, sondern ist in erster Linie der Tatsache geschuldet, dass viele Immobilienunternehmen ihren Firmensitz in Wien haben", erklärt Gebauer
Der KSV1870 erwartet in den nächsten Monaten eine Fortsetzung der aktuellen Entwicklung des Wiener Insolvenzgeschehens. "Aus heutiger Sicht ist es nicht unrealistisch, dass es am Ende des Jahres rund 2.650 insolvente Unternehmen in Wien geben wird", prognostiziert Jürgen Gebauer vom KSV1870. Das wären rund 150 Insolvenzen mehr als 2024.
"Aktuell sind keine realistischen Anzeichen erkennbar, die einen gegenläufigen Trend erkennen lassen", ergänzt Gebauer.
*) Die Passiva für Q1-2025 sind vorläufige Werte und beziehen sich auf den Stichtag der Hochrechnung, den 04.03.2025. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.