Wien braucht mehr Platz für Schüler. Doch während vielerorts provisorisch Räume zum Unterrichten und Lernen geschaffen werden, – Stichwort "Containerklassen" – gibt es leerstehende Gebäude, die ungenutzt bleiben. Etwa die Helmut-Richter-Schule in Wien-Penzing, vielen auch unter dem Begriff "Glasschule" bekannt. Bis 2017 wurde die Liegenschaft am Kinkplatz 21 als Informatikmittelschule betrieben. Seither steht das Gebäude leer.
Wegen diverser Baumängel musste immer wieder saniert werden. Hohe Temperaturen, schlechte Akustik und regelmäßiger Wassereintritt waren nur einige Probleme vor Ort. Wegen der hohen Kosten – eine Generalsanierung hätte über 55 Millionen Euro betragen – entschied sich die Stadt Wien schließlich, den Schulstandort vor rund acht Jahren aufzulassen.
Seitdem bemüht man sich um eine Nachnutzung des Gebäudes. Die Stadt ist Grundeigentümerin und hat die Wiener Standortentwicklung GmbH (WSE) mit der Auslobung eines Konzeptverfahrens zur Vergabe eines Baurechts am Standort der ehemaligen Schule beauftragt. Angebote konnten bis September des vergangenen Jahres abgegeben werden. Doch der Bau steht noch immer leer. Was ist also seitdem passiert?
Es wurden "sehr fundierte Vorschläge, mit Fokus auf Qualitäten im Bereich Denkmalpflege, eingereicht", teilt die Magistratsdirektion Bauten und Technik mit. Eine Jury habe die Projekte bereits beurteilt. Inhaltliche Details könne man derzeit nicht verraten, denn "ein Abstimmungsprozess mit der Stadt Wien sowie Abklärungen zur konkreten Umsetzung des jurierten Vorhabens laufen", heißt es gegenüber "Heute". Ziel sei jedoch, "eine qualitativ hochwertige Nutzung für die ehemalige Schule am Kinkplatz zu schaffen", so die Magistratsdirektion.
Das Gebäude steht unter vollem Denkmalschutz. Ein Abriss ist also nicht möglich und jede Änderung müsste in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt erfolgen. "Die Stadt wollte ihre Verantwortung an Dritte weitergeben – an jemanden, der die hohen Kosten für eine Nachnutzung übernimmt", meint der Architekt Johannes Zeininger. Als Mitglied der Aktionsgruppe "Bauten in Not" setzt er sich seit vielen Jahren für die Erhaltung der Schule ein.
Er vermutet eine Hinhaltestrategie seitens der Stadt. Nach seiner Einschätzung sei aus dem Ideenwettbewerb nichts hervorgegangen. Die Helmut-Richter-Schule besitzt aufgrund ihrer besonderen Architektur internationale Bedeutung. Für den Architekten grenzt es an einen "baukulturellen Skandal", dass sich derzeit niemand um das Gebäude kümmert.
Während die Stadt zuletzt einen Nachnutzer für die Schule suchte, wurde das Gebäude nämlich abgeriegelt. Mittlerweile ist es aber wieder betretbar. "Einige Fenster sind eingeschlagen, Raves werden veranstaltet, Vandalismus findet statt. Es scheint, als ob die Stadt Wien auf einen Verfall des Gebäudes spielt", sagt Zeininger. Er und weitere 29 Mitglieder der NGO wollen sich weiterhin für den Erhalt der Architekturikone in Penzing einsetzen und mit den Verantwortlichen einen Dialog suchen.
Für die Nachnutzung der Helmut-Richter-Schule kann sich die Gruppe ein Projekt im Bildungsbereich vorstellen, etwa die Ansiedlung einer Volkshochschule. "Bei einer anderen Nutzung, etwa im Wohnungsbau, würden jedoch die heutigen gesetzlichen Regelungen gelten – und diese unterscheiden sich stark von jenen zur Zeit der Errichtung des Gebäudes. Das würde eine immense Verteuerung bedeuten", hält Zeininger fest.