Nach heftigen Regenfällen und Sturzfluten mit mindestens 344 Toten suchen Einsatzkräfte im Norden Pakistans weiter nach Überlebenden in den Trümmern. "Starker Regen, Erdrutsche in mehreren Gebieten und unterspülte Straßen" erschweren die Hilfsaktionen massiv, sagte ein Sprecher der Rettungsbehörde der Provinz Khyber Pakhtunkhwa am Samstag zur Nachrichtenagentur AFP. Die Region ist im ganzen Land am stärksten von den Fluten betroffen, allein dort starben mindestens 324 Menschen.
Laut Katastrophenschutzbehörde waren am Samstag 2.000 Helfer im Einsatz, um Tote aus den Trümmern zu bergen und in neun betroffenen Bezirken Unterstützung zu leisten. Weil die Straßen in den meisten betroffenen Gebieten gesperrt sind, sind die Einsatzkräfte zu Fuß unterwegs, um auch in abgelegenen Regionen zu helfen, so der Behördensprecher weiter.
"Sie versuchen, Überlebende zu evakuieren", erklärte er. "Aber nur sehr wenige Menschen verlassen das Gebiet, weil ihre Verwandten oder geliebten Menschen in den Trümmern eingeschlossen oder gestorben sind." Mindestens 137 Menschen wurden laut Behörden verletzt.
In von Pakistan verwalteten Gebieten der angrenzenden Region Kaschmir kamen nach offiziellen Angaben 20 weitere Menschen ums Leben. Beim Absturz eines Regierungshubschraubers wegen der schlechten Wetterbedingungen starben zudem fünf Menschen, darunter zwei Piloten.
Die Regionalregierung in Khyber Pakhtunkhwa hat sechs schwer betroffene Bergregionen zu Katastrophengebieten erklärt. Das Wetteramt warnte für die nächsten Stunden vor weiterem Starkregen im Nordwesten und rief die Bevölkerung auf, "Vorkehrungen" zu treffen. Der Monsunregen werde in den kommenden zwei Wochen noch stärker, sagte ein Vertreter der Katastrophenschutzbehörde zur Nachrichtenagentur AFP.
"Ich dachte, die Welt geht unter", erzählte der Anrainer Azizullah AFP-Reportern im Bezirk Buner. "Der Boden bebte unter der Kraft des Wassers. Es hat sich so angefühlt, als würde mir der Tod direkt in die Augen sehen."
"Wir haben immer noch keine klare Vorstellung davon, wer in diesem kleinen Dorf überlebt hat und wer tot ist", sagte der Lehrer Saifullah Khan. "Ich helfe, die Leichen der Kinder zu bergen, die ich unterrichtet habe. Ich frage mich immer wieder, welche Art von Prüfung die Natur diesen Kindern auferlegt hat."
Sturzfluten und Erdrutsche kommen in Pakistan während der Monsunzeit häufig vor, die meist im Juni beginnt und Ende September abklingt. Laut Experten werden Unwetter durch den Klimawandel weltweit extremer und häufiger. Seit Beginn der diesjährigen Monsunzeit sind in Pakistan bereits mehr als 650 Menschen durch die heftigen Regenfälle gestorben.