Es klingt wie eine Science-Fiction-Story von Jules Verne ("Reise zum Mittelpunkt der Erde"): Knapp 700 Kilometer unter der Erdoberfläche entdeckten US-Wissenschaftler ein riesiges Wasserreservoir - und könnten damit den klassischen Wasserkreislauf neu schreiben.
Wasser gibt es demnach nicht nur in Ozeanen, Flüssen und der Atmosphäre, sondern auch tief im Inneren der Erde. "Der Wasserkreislauf umfasst mehr als nur das, was an der Oberfläche zirkuliert. Er reicht bis in den Erdmantel", erklärten die Forscher in der Studie.
Das Wasser liegt dort allerdings nicht in Form von Seen oder anderen Gewässern vor, sondern ist im Gestein der sogenannten Mantelübergangszone gebunden, die sich zwischen 410 und 660 Kilometern Tiefe befindet. Die Wassermenge sei so groß, dass es sich womöglich um das größte Reservoir unseres Planeten handelt.
Möglich wurde der Nachweis durch die Analyse seismischer Wellen von Erdbeben. Diese verrieten den Experten die Struktur tief im Erdmantel - und bestätigten erstmals direkt, dass Wasser dort tatsächlich existiert. "Wir sehen endlich Beweise für einen globalen Wasserkreislauf, der die gesamte Erde umfasst", sagte Co-Autor Steven D. Jacobsen.
Die Entdeckung könnte weitreichende Folgen haben: Geologische Prozesse wie Vulkanausbrüche oder Erdbeben hängen unmittelbar mit den Vorgängen im Erdinneren zusammen. Das Tiefenwasser könnte somit eine Schlüsselrolle bei Naturereignissen spielen, die wir an der Oberfläche erleben.
Fakt ist: Die Erde hat nicht nur ihre bekannten Meere, sondern tief im Inneren einen verborgenen "Wasserspeicher" - vermutlich größer als alle Gewässer auf der Erdoberfläche.