Der Traum von der nächsten Sensation ist geplatzt. Der Kenianer David Munyua ist bei der Darts-WM in London in der zweiten Runde ausgeschieden. Der 35-Jährige verlor am Montagnachmittag klar mit 0:3 gegen den Niederländer Kevin Doets und musste sich damit vom Turnier verabschieden.
Dabei hatte Munyua zuvor Geschichte geschrieben. Als erster afrikanischer WM-Teilnehmer außerhalb Südafrikas hatte er mit seinem sensationellen Auftaktsieg gegen den Belgier Mike De Decker das Publikum im Alexandra Palace begeistert. Der Außenseiter, der hauptberuflich als Tierarzt nahe Nairobi arbeitet und den Spitznamen "Why Not" trägt, war über Nacht zum Publikumsliebling geworden.
Gegen Doets war davon allerdings wenig zu sehen. Munyua fand kaum ins Spiel, eine weitere Aufholjagd blieb aus. Sein WM-Abenteuer endete schneller als viele Fans gehofft hatten.
Doch rund um die WM rückt zunehmend ein anderes Thema in den Fokus. Die Stimmung im Ally Pally sorgt bei den Profis immer öfter für Unmut. Schmähgesänge, Buhrufe und vor allem schrille Pfiffe bei wichtigen Würfen nehmen spürbar zu. Der deutsche Darts-Star Ricardo Pietreczko richtete nach seinem Zweitrundensieg einen deutlichen Appell an die Fans: "Unterlasst das einfach, das ist nicht schön."
Besonders die Pfiffe seien für die Spieler extrem störend. Sie gingen direkt ins Ohr und zerstörten die Konzentration. Immer wieder müssen die Caller eingreifen, um das Publikum zu beruhigen. Pro Session drängen rund 3000 meist verkleidete und nicht selten stark alkoholisierte Fans in die Halle.
Auch Munyuas Auftaktsieg war von dieser aufgeheizten Atmosphäre begleitet. Gegner Mike De Decker kritisierte danach offen das Verhalten der Zuschauer und schrieb: "Glückwunsch an David. Aber das Publikum… Buhrufe und Pfiffe sollten nicht normal sein oder unterstützt werden."
Ein altbekanntes Problem ist das auch für Gerwyn Price. Der Waliser polarisiert seit Jahren und gerät regelmäßig mit dem Publikum aneinander. Bereits bei der WM 2023 setzte er aus Protest zwischenzeitlich einen Gehörschutz auf. Seine Kritik damals war deutlich: "Die Zuschauer waren bei diesem Turnier furchtbar. Das ist jedes Jahr so."
In diesem Jahr scheint sich die Lage weiter zuzuspitzen. Schmähgesänge mit politischem Inhalt zwangen den britischen Sender "Sky Sports" zuletzt sogar dazu, die Tonkulisse im TV herunterzuregeln. Ob mehr Security oder Appelle der Spieler helfen, ist fraglich. Pietreczko brachte es nüchtern auf den Punkt: "Niemand kann die Menge ändern, es passiert halt."
Während Munyua sportlich die Heimreise antreten muss, bleibt die Diskussion um die Stimmung bei der Darts-WM wohl noch länger bestehen.