Der österreichische Skisport steht am Prüfstand. Ex-Damenchef Herbert Mandl, seit dem Frühjahr mit dem Aufbau des neuen "Alpin-Stützpunkts Arlberg" betraut, schlägt in der Nachwuchsarbeit Alarm: "Wir sind vor allem gegenüber der Schweiz weit weg. Das skifahrerische Können ist mangelhaft. Wir trainieren zu früh mit Stangen. Ohne den Grundschwung und das freie Skifahren geht beispielsweise das Gefühl für die Wellen verloren."
Der 64-Jährige, der zwischen 2002 und 2013 als Cheftrainer der ÖSV-Damen tätig war, legt damit den Finger in die Wunde. Seine sinngemäße Diagnose: Die einstige Ski-Großmacht verliert in der technischen Ausbildung zunehmend den Anschluss an die Konkurrenz.
Mandl sieht den Rückstand auch als Folge struktureller Nachteile: "Das liegt auch an der Skizeit. Andere Nationen haben da mit Skihallen mehr Möglichkeiten."
Gerade aus Sicht eines Landes mit riesigen Skigebieten ist das brisant – denn Österreichs Talente stehen inzwischen weniger häufig auf Schnee als Konkurrenten aus der Schweiz oder Norwegen.
Auch ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher griff den Ball in der Sendung "Sport und Talk aus dem Hangar-7" auf. Er bestätigte die Problematik und untermauerte sie mit Zahlen: "Wir kommen bei den Nachwuchsathleten nur auf 45 bis 50 Tage im Jahr. Norwegen oft auf 70."
Stecher betonte zwar, dass es in Österreich "große Talente" gebe, forderte aber mehr Unterstützung von der Politik. "Es braucht mehr Flexibilität in den Schulen, um das zu ermöglichen", appellierte der 48-Jährige an die Bundesregierung.
Wie ernst die Lage auch international gesehen wird, zeigte zuletzt Beat Feuz.
Der Schweizer Abfahrts-Star prophezeite den ÖSV-Assen "eine sehr harte Saison" – vor allem in den Speed-Disziplinen.
"Von der nächsten Generation sehe ich derzeit bei den Österreichern keinen, der in Kitzbühel, Wengen oder Bormio gewinnen könnte", erklärte der 38-Jährige.
Einziger Hoffnungsträger bleibe Vincent Kriechmayr, während andere Nationen breiter aufgestellt seien. Besonders die Schweiz habe sich "in allen Bereichen enorm weiterentwickelt".
Red-Bull-Projektleiter Patrick Riml nahm den ÖSV bei ServusTV in die Pflicht: "Wenn man gewisse Sachen nicht vorhanden hat zuhause, dann muss man Wege finden, wenn man überzeugt davon ist, dass 80 oder 100 Tage wichtig sind am Schnee, um das zu realisieren."
Riml plauderte zudem aus, dass Ski-Fans noch etwas länger auf das zweite Comeback von Marcel Hirscher nach seinem Kreuzbandriss letzten Dezember gedulden müssen: "Marcel wird am Sonntag leider nicht an den Start gehen. Die ganze Reha, die ganze Vorbereitung im Sommer ist super verlaufen. Marcel war dreimal in der Skihalle und einmal in Zermatt. Da hat alles sehr gut ausgeschaut, aber leider war er die letzten zweieinhalb Wochen krank. Daher war zu wenig Zeit, um sich auf Sölden vorzubereiten."