Nach Haftbefehl-Doku

So aufwendig ist Nasen-Rekonstruktion nach Kokainkonsum

In der Doku über den deutschen Rapper Haftbefehl zeigt sich, wie zerstörerisch Kokain sein kann.
20 Minuten
09.11.2025, 11:15
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Der deutsche Rapper Haftbefehl sorgt seit seiner Dokumentation "Babo – Die Haftbefehl-Story" nicht mit seiner Musik für Schlagzeilen, sondern mit seinem Gesundheitszustand. In den Aufnahmen sieht man seine deformierte Nase, die das Resultat eines jahrelangen Kokainkonsums sein könnte.

Fans vermuten nach seinem Premierenauftritt mit einer Sturmhaube, dass er sich einer Nasen-OP unterzogen haben könnte und diese dadurch verstecken möchte. Doch was lässt sich medizinisch überhaupt noch retten, wenn die Nase buchstäblich zusammenfällt?

So wird die Nase rekonstruiert

"Die Nase zu rekonstruieren ist tricky", sagt Dr. med. Farid Rezaeian von der Utoquai Clinic in Zürich im Gespräch mit "20 Minuten". Bei kleineren Löchern in der Nasenscheidewand könne man die Defekte mit sogenannten Schleimhautlappen verschließen, also ein Stück Schleimhaut von einer anderen Stelle plastisch verschieben.

"Bei größeren Schäden braucht es mehr: Da werden Faszien vom Kopf oder Spenderfaszien von Leichen eingesetzt", erklärt Rezaeian.

„Es funktioniert nicht immer, aber es ist eine der wenigen Möglichkeiten, die es gibt“
Dr. med Farid Rezaeian

Ganz unkompliziert ist der Eingriff jedoch nicht. "Es funktioniert nicht immer, aber es ist eine der wenigen Möglichkeiten, die es gibt", so der plastische Chirurg. In manchen Fällen könne man die Nase auch so belassen, sofern keine Instabilität bestehe.

Zur Premiere in Berlin versteckte er sein Gesicht. Darum vermuten Fans, dass er sich einer Nasen-OP unterzogen hat. (mit Elyas M Barek)
IMAGO/BREUEL-BILD

"Funktionell macht es dann meist keine Probleme, manchmal gibt es beim Atmen jedoch ein pfeifendes Geräusch, was unangenehm sein kann." Rezaeian führt solche Eingriffe nach eigenen Angaben "vier bis fünfmal im Jahr" durch.

Krankenkasse übernimmt Kosten

Auch Dr. med. Jürg Häcki von der Lucerne Clinic kennt den Eingriff an durch Kokain geschädigten Nasen. "Je nachdem, wie stark der Schaden bereits ist, kommen verschiedene Operationstechniken zum Einsatz", erklärt er.

Defekter Knorpel müsse dabei wieder aufgebaut werden. Kleinere Löcher ließen sich mit Ohrknorpel, größere mit Rippenknorpel rekonstruieren. Besonders heikel sei jedoch die Schleimhaut, ohne die der Knorpel erneut abstirbt.

„Solche Schäden werden in der Schweiz von den Krankenkassen übernommen. In Anbetracht der steigenden Krankenkassenprämien darf dies kritisch betrachtet werden“
Dr. med. Jürg Häcki

Das größte Problem sei aber oft gar nicht medizinischer, sondern psychologischer Natur: "Viele Betroffene schaffen es nicht, vollständig vom Kokain loszukommen und zerstören die Reparatur wieder", so Häcki.

In der Schlussszene sieht man, wie seine Nase in sich zusammengefallen ist – womöglich ein Resultat seines jahrelangen Kokainkonsums.
Screenshot Youtube Shorts

Kosten über 30.000 Euro

Dr. med. Simon Zimmermann von der Swissnose Klinik betont ebenfalls, dass eine Operation nur funktioniert, wenn die Patientinnen oder Patienten komplett drogenfrei sind. "Sonst entstehen die gleichen Schäden erneut." Solche Eingriffe sind technisch anspruchsvoll und werden in Vollnarkose durchgeführt.

„Eine kleinere Korrektur beginnt bei rund 10’000 Franken, ein kompletter Wiederaufbau kann bis zu 30’000 Franken kosten.“
Dr. med. Simon Zimmermann

Weil das Gewebe oft stark geschädigt ist, dauert die Heilung deutlich länger als bei einer normalen Nasenoperation. Erste stabile Ergebnisse seien nach rund drei Monaten sichtbar. Bis zur vollständigen Genesung könne es jedoch bis zu einem Jahr dauern. Die Kosten würden stark vom Schaden abhängen. "Eine kleinere Korrektur beginnt bei rund 10.000 Franken (etwa 11.000 Euro), ein kompletter Wiederaufbau kann bis zu 30.000 Franken (etwa 32.000 Euro) kosten", erklärt Zimmermann.

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } Akt. 09.11.2025, 14:02, 09.11.2025, 11:15
Weitere Storys
Jetzt Abendausgabe lesen