Östrogen, Menopause & Co

Neue Studie – Frauenherzen profitieren eher vom Sport

Regelmäßiges Training tut nicht nur der mentalen Gesundheit gut, sondern könnte laut neuen Erkenntnissen besonders Frauen zugutekommen.
Heute Life
08.11.2025, 12:15
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Obwohl Sport gesund für Geist und Körper ist, müssen sich die meisten dazu zwingen. Motivieren könnten jetzt neue wissenschaftliche Erkenntnisse: Eine neue Studie, die im "Nature Cardiovascular Research"-Journal veröffentlicht wurde, kam zum Ergebnis, dass Frauen, in Bezug auf die Herzgesundheit, möglicherweise einen Vorteil gegenüber Männern haben.

Chinesische Forscher analysierten dabei Daten von 85.000 Menschen ohne Herzerkrankungen, mit einem Datensatz, der die körperliche Aktivität der Teilnehmer mithilfe von Beschleunigungsmessern, über einen Zeitraum von durchschnittlich sieben Jahren, verfolgte.

Weniger, aber dafür besser

Dabei orientierte man sich an den Bewegungsrichtlinien der WHO und der American Heart Association – nämlich 175 Minuten pro Woche moderate bis intensive Aktivität oder 75 Minuten pro Woche intensive Aktivität. Frauen, die dies erfüllten, hatten ein um 22 Prozent geringeres Risiko für Herzprobleme als diejenigen, die die Richtlinien nicht erfüllten, während Männer nur ein um 17 Prozent geringeres Risiko hatten. Weitere Analysen zeigten zudem, dass Frauen ihr Erkrankungsrisiko mit weniger Bewegung senken konnten als Männer: Um diese um 30 Prozent zu senken, mussten Männer 530 Minuten pro Woche trainieren, während Frauen nur 250 Minuten pro Woche körperlich aktiv sein mussten, also etwa halb so lange.

"Wir sind ziemlich überrascht, dass Frauen mit nur etwa der Hälfte der körperlichen Aktivität vergleichbare kardiovaskuläre Vorteile wie Männer erzielten", sagt Jiajin Chen, Studienleiter und Forscher am Institut für Herz-Kreislauf-Erkrankungen der chinesischen Universität Xiamen, im "Time"-Interview. Darüber hinaus "verringerte sich das Sterberisiko bei Frauen, die die empfohlene Menge an Bewegung absolvierten, im Vergleich zu Männern um das Dreifache", so Chen.

Emily Lau, Kardiologin eines Krankenhauses in Massachusetts, verfasste einen Kommentar zu den Ergebnissen der Studie: "Frauen scheinen einen Vorteil in Bezug auf körperliche Aktivität zu haben", meint sie. "Dennoch sehen wir immer wieder, dass Frauen weniger körperlich aktiv sind und die empfohlenen Ziele für körperliche Aktivität seltener erreichen. Dies zeigt, dass die medizinische Fachwelt darüber nachdenken sollte, wie wir unsere Empfehlungen auf Frauen zuschneiden können. Denn was wir derzeit tun, funktioniert nicht wirklich", betont Lau.

Östrogen gegen Herzprobleme

Die Ergebnisse sind ein Ausgangspunkt für weitere Studien, um besser zu verstehen, warum Frauen möglicherweise mehr von Bewegung profitieren als Männer, selbst bei geringerer Belastung. Obwohl die Studie keine möglichen Erklärungen für die Ergebnisse lieferte, existieren laut Chen einige wissenschaftliche Theorien: Erstens haben Frauen einen höheren Östrogenspiegel als Männer und vor der Menopause schützt das Hormon möglicherweise die Herz-Kreislauf-Gesundheit – was zum Teil erklären könnte, warum Frauen tendenziell später als Männer Herzprobleme entwickeln.

Männer, die Östrogen-Präparate einnehmen, könnten dadurch besser koronare Herzkrankheiten behandeln, da das Hormon dabei hilft, Lipide während des Trainings abzubauen. Außerdem gibt es Unterschiede in der Muskelzusammensetzung und im Muskelstoffwechsel von Männern und Frauen.

Chen hat nicht untersucht, ob die Menopause zu Unterschieden im Nutzen von Bewegung für Frauen geführt hat. Die Frauen in der Studie waren jedoch im Allgemeinen älter, wahrscheinlich bereits in den Wechseljahren, mit einem Durchschnittsalter von fast 62 Jahren. Die Anzahl der Frauen vor der Menopause war zu gering, um einen zuverlässigen Vergleich zu ermöglichen. Auf der Grundlage der Ergebnisse "liefern unsere Erkenntnisse wertvolle Hinweise für eine geschlechtsspezifische Prävention von koronaren Herzerkrankungen durch den Einsatz von tragbaren Geräten", sagt Chen gegenüber "TIME".

Ergebnisse auf beide Geschlechter nicht übertragbar

"Wir glauben, dass in Zeiten der personalisierten Medizin zukünftige Interventionen zunehmend auf individuelle Merkmale zugeschnitten sein werden, um den Nutzen für das Herz-Kreislauf-System zu maximieren", betont Chen noch. Lau stimmt dem zu und sagt: "Wir schreiben das Jahr 2025, und wir machen immer noch dasselbe: Wir nehmen Daten von Männern und übertragen sie auf Frauen. Studien zeigen uns, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, doch die Richtlinien für sie sind alle gleich."

Das könnte zu differenzierteren Empfehlungen zur Verbesserung der Herzgesundheit führen, die für Frauen und Männer nicht unbedingt identisch sind – nicht nur in Bezug auf Bewegung, sondern auch auf andere Risikofaktoren für die Herzgesundheit. "Es ist an der Zeit, dass wir die Rahmenbedingungen für unsere Denkweise in Bezug auf geschlechtsspezifische Forschung und klinische Empfehlungen wirklich ändern", sagt Lau schließlich.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 08.11.2025, 12:28, 08.11.2025, 12:15
Weitere Storys
Jetzt Abendausgabe lesen