Vor jeder sportlichen Betätigung wird empfohlen, sich zu stretchen, zu dehnen. Das soll die Flexibilität und Beweglichkeit des Körpers verbessern und so das Verletzungsrisiko senken.
Allerdings erzielt Dehnen nicht in allen Fällen die Effekte, die ihm zugeschrieben werden. So kann es etwa Fehlhaltungen wie einen Rundrücken nicht beseitigen und hat auch in der Verletzungsprävention vermutlich nur geringen Wert, heißt es in einer neuen Studie, an der die Universität Klagenfurt beteiligt war.
Ein internationales 20-köpfiges Expertengremium unter Leitung Jan Wilke, Professor für Bewegungswissenschaften an den Universitäten Bayreuth und Klagenfurt, hat erstmals konkrete Empfehlungen zum Thema Dehnen für die Praxis verfasst. "Was fehlt, sind klare Empfehlungen für die Praxis. Denn auch, wenn Dehnen nicht immer hält, was es verspricht, ist es eine leicht anwendbare, immer verfügbare und kostenlose Form des Trainings", so Wilke.
Oft gibt es zudem wissenschaftlich belegte Alternativen, die genauso gut oder besser als das Dehnen funktionieren. Beispielsweise führt auch Krafttraining zu einer Steigerung der Beweglichkeit, wenn es über den vollen Bewegungsspielraum ausgeführt wird.
Auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Evidenz haben weltweit renommierte Experten aus der Dehn-Forschung Empfehlungen verfasst. Die Analyse konzentrierte sich auf acht Themen, darunter die akuten und chronischen (langfristigen) Auswirkungen des Dehnens auf Bewegungsumfang, Kraftleistung, Muskelhypertrophie (Vergrößerung der Muskelmasse), Steifheit, Verletzungsprävention, Muskelregeneration, Haltungskorrektur und Herz-Kreislauf-Gesundheit.
Nicht empfohlen wird Dehnen hingegen zur Verletzungsprävention, zur Beschleunigung der Regeneration oder zur Haltungsverbesserung.