Am Dienstag ist die Entscheidung endgültig gefallen: Nachdem bereits die EU-Kommission als auch die Staats- und Regierungschefs die Einführung des Euro in Bulgarien abgenickt haben, gaben nun auch die Finanzminister bei ihrem Treffen in Brüssel das noch notwendige grüne Licht. Jetzt geht es schnell: Bereits am 1. Jänner kann Bulgarien seine Währung von Lew auf den Euro umstellen – der Wechselkurs wurde mit einem Euro für 1,95583 Lew festgesetzt.
Das Balkanland ist seit 2007 Mitglied der Europäischen Union und wäre das 21. Land mit der Gemeinschaftswährung. Als bislang letztes Land war zum 1. Jänner 2023 Kroatien in den Kreis der Eurostaaten aufgenommen worden. Bulgarien gehört zu den ärmeren EU-Ländern und ist beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung auch 2024 EU-Schlusslicht – obwohl die Wachstumsraten höher waren als anderswo.
In Bulgarien wurde die Debatte über die Einführung des Euro von heftigen Protesten begleitet. Im Februar 2025 entzündeten Nationalisten vor dem Eingang der EU-Vertretung in Sofia ein Feuer und gossen rote Farbe auf die gläserne Fassade des Gebäudes, es flogen Molotow-Cocktails und Eier. Ende Mai demonstrierten Anhänger prorussischer und nationalistischer Parteien in der Hauptstadt Sofia und in anderen Städten.
Sie wollen, dass die Landeswährung Lew erhalten bleibt, da sie befürchten, dass der Euro die Preise in die Höhe treiben wird. Für den vergangenen EU-Gipfel hatten Anhänger der kleinen, prorussischen nationalistischen Partei Welitschie (Herrlichkeit) in Brüssel einen Autokorso gegen die angestrebte Einführung des Euro angekündigt – einige Teilnehmer seien für den Protest durch ganz Europa gereist.
Bulgariens Bevölkerung ist Umfragen zufolge in der Euro-Frage in zwei Lager gespalten. Laut einer Meinungsumfrage des bulgarischen Instituts Mjara von Mitte Mai 2025 ist mehr als die Hälfte der Volljährigen (54,9 Prozent) gegen eine Einführung des Euro 2026. Gut ein Drittel (34,4 Prozent) befürwortet einen Beitritt zur Eurozone im kommenden Jahr.
In der bulgarischen Wirtschaft sieht es etwas anders aus: Da befürwortet eine Mehrheit von 66,3 Prozent Alpha Research zufolge "voll" oder "eher" einen Beitritt zur Eurozone – lediglich ein Drittel ist "eher" oder "generell" dagegen.