Formel 1

Spitze gegen Wolff: "Froh, dass nun Ferrari Gegner ist"

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko ist froh über Ferrari als neuen WM-Gegner. Damit streut er Salz in die Wunden von Mercedes und Toto Wolff.

Sebastian Klein
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Helmut Marko freut sich über Ferrari als Gegner. Toto Wolff ist mit Mercedes außen vor.
Helmut Marko freut sich über Ferrari als Gegner. Toto Wolff ist mit Mercedes außen vor.
picturedesk.com

Max Verstappen siegte im zweiten Saisonrennen der Formel 1 in Jeddah nach einem packenden Zweikampf mit Charles Leclerc. Der unterlegene Ferrari-Star und Sieger des Auftakts von Bahrain funkte an die Box: "Ich gratuliere Max, das hat Spaß gemacht."

Es sind ungewöhnlich harmonische Töne. Red-Bull-Star Max Verstappen ist das aus dem Vorjahr anders gewöhnt. Er entschied den WM-Kampf gegen Mercedes-Pilot Lewis Hamilton bekanntlich im letzten Saisonrennen hauchdünn für sich. Die beiden Topfahrer hatten sich im ganzen Jahr nichts geschenkt. Crashs, Wortduelle und Anschuldigungen – das prägte das Duell Verstappen gegen Hamilton aber auch jenes zwischen ihren Rennställen, Red Bull und Mercedes. Toto Wolff, der Wiener Teamchef der Silberpfeile, lieferte sich sich in den Medien harte Wortgefechte mit seinem Bullen-Pendant Christian Horner oder Landsmann Marko.

Jetzt ist Mercedes außen vor. Hamilton und sein neuer Kollege George Russell können durch die Regeländerungen nicht mit den Topteams mithalten. In Saudi-Arabien wurde Russell Fünfter, Hamilton gar nur Zehnter. Der dominante Rennstall des letzten Jahrzehnts ist mit sich selbst beschäftigt. Red Bull freut sich über die neue Harmonie mit Ferrari.

Marko lobt Ferrari, stichelt gegen Mercedes

Wobei Marko mit diesem Wort wenig anfangen kann. Bei "ServusTV" sagt er in "Sport und Talk aus dem Hangar 7" am Montagabend: "Das hat nichts mit Harmonie zu tun. Da ist eine ganz andere Stimmung. Ferrari ist ähnlich wie wir: Da ist Leidenschaft, Emotion, Respekt. Das spürt man in allen Bereichen. Und auch, wie die Zuschauer mitgegangen sind."

Hinter diesen lobenden Worten für die Scuderia verbirgt sich auch eine deutliche Botschaft an Ex-Rivale Mercedes. Von gegenseitigem Respekt war in der Beziehung der beiden Teams nach dem dramatischen Saisonfinale nichts mehr zu spüren.

Marko über Ferrari: "Wir haben ein Konkurrenzverhältnis, aber mit sportlichen Regeln. Das macht sich nicht nur bei den Fahrern sondern auch in der technischen Auslegung bemerkbar. Mit Ferrari kann man sich austauschen. Es ist angenehm und wir sind sehr froh, dass wir jetzt Ferrari als Gegner haben."

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    Max Verstappen gewinnt das zweite Saisonrennen der Formel 1 in Jeddah, Saudi-Arabien. Der Red-Bull-Star setzt sich im packenden Taktik-Duell gegen Ferrari-Pilot Charles Leclerc durch. Das Rennen in Bildern.
    Max Verstappen gewinnt das zweite Saisonrennen der Formel 1 in Jeddah, Saudi-Arabien. Der Red-Bull-Star setzt sich im packenden Taktik-Duell gegen Ferrari-Pilot Charles Leclerc durch. Das Rennen in Bildern.
    IMAGO Images

    Wieder schwingt zwischen den Zeilen eine deutliche Kritik an Mercedes mit. In den vergangenen Jahren kritisierte Red Bull die Silberpfeile mehrfach, das Reglement zu sehr auszureizen. Beide Seiten legten Proteste gegen technische Feinheiten des jeweils anderen ein. Die Stimmung war im Saisonfinale 2021 extrem aufgeheizt. Auch darum ist Marko nun also froh, gegen die Italiener zu fahren. Mercedes sieht er aktuell nicht als Gegner im Rennen um Siege und die Fahrer-WM.

    Die Wertschätzung für den neuen Rivalen wird auch deutlich, wenn Marko über die beiden Topfahrer Verstappen und Leclerc spricht. Der Österreicher über den Zweikampf von Jeddah: "Aber Max hat – und das ist die Reifung, die er nach dem WM-Titel geschafft hat – abgewartet, genau geschaut, wo die Schwächen vom Ferrari sind. Und er hat dann taktisch die ersten zwei Angriffe – ich muss auch sagen: Leclerc, irrsinnig intelligent gekontert – optimal gehandelt, sodass er vorbei konnte."

    Lobeshymne auf Verstappen und Leclerc

    Apropos Max. Für den amtierenden Weltmeister findet der Motorsportchef einen Tag nach dessen Triumph in Jeddah natürlich nur lobende Worte: "Wir haben Max Verstappen als Fahrer. Da gibt es keine Überlegung. Wenn es irgendeine Chance auf Sieg gibt, wird auf Sieg gefahren. Das zeichnet nicht nur ihn, sondern auch die Philosophie und das Verhalten von Red Bull Racing aus. Wenn es nicht geht, okay, nicht mit der Brechstange. Aber sonst: Sieg unter allen Umständen."

    Das Doppel-Aus in Bahrain ist allerdings noch in den Hinterköpfen: "Wir hatten ein katastrophales Wochenende in Bahrain mit einem dummen Fehler, der auf unsere Kappe gegangen ist. Darum war auch der Erwartungsdruck sehr groß." Beide Fahrer fielen zum Auftakt in der Schlussphase des Rennens wegen technischen Gebrechen aus. Grund: Probleme mit dem Benzindruck. Diese sind inzwischen behoben.

    Mercedes mit großen Sorgenfalten

    Die Probleme von Mercedes sind nicht so leicht aus der Welt zu schaffen. Wolff verdeutlichte das nach dem zweiten Saisonrennen mit einer deutlichen Kritik. Auch er weiß: In naher Zukunft wird der Rennstall die Rivalität mit Red Bull nicht neu aufleben lassen können. Er hat die Hoffnung, dass sich Hamilton und Russell im Saisonverlauf wieder an die Spitze herantasten können.

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