Ein Gentest als Eintrittskarte: Wer im September bei der Leichtathletik-WM in Tokio in der Frauenkategorie starten will, muss vorab einen einmaligen Test auf das sogenannte SRY-Gen absolvieren. Damit soll sichergestellt werden, dass ausschließlich biologisch weibliche Sportlerinnen am Start stehen.
Betroffen sind alle Starterinnen – auch Top-Stars. Wer den Test verweigert oder positiv auf ein Y-Chromosom getestet wird, darf künftig nicht mehr in der Frauenklasse antreten.
World-Athletics-Präsident Sebastian Coe verteidigt den Schritt mit klaren Worten: "Der Schutz der Integrität des Frauensports hat für uns oberste Priorität." Der neue Test sei ein "sehr wichtiger Schritt", um sicherzustellen, dass der Wettbewerb fair bleibt – ohne "biologische Glasdecken" für Frauen. "Wer im Spitzensport in der Frauenkategorie antreten will, muss biologisch weiblich sein. Geschlecht kann Biologie nicht übertrumpfen", so Coe.
Die Regel greift sofort: Wer zur WM nach Tokio (Start: 13.September) will, muss den Test spätestens bis zum 1.September absolvieren – dem offiziellen Nennschluss. Die Proben werden per Wangenschleimhaut-Abstrich oder Bluttest entnommen. Das Ergebnis kann bis zu zwei Wochen auf sich warten lassen.
Getestet wird von den jeweiligen Landesverbänden, World Athletics übernimmt bis zu 87 Euro der Kosten pro Test.
Der Vorstoß erfolgt nicht ohne Vorgeschichte. Bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 sorgten zwei Boxerinnen für Wirbel: Imane Khelif und Lin Yu-ting holten Gold – obwohl sie im Jahr davor von der WM ausgeschlossen wurden, weil sie die Geschlechts-Testregeln nicht erfüllten. Ein Aufschrei folgte.
Das SRY-Gen gilt laut World Athletics als zuverlässiger Marker für das biologische Geschlecht. Die Testmethode sei äußerst genau, falsch-positive oder -negative Ergebnisse "extrem unwahrscheinlich".