"Abgrundtief grauslich"

Stalking, Sextoys, Brandstiftung – Mann muss in Haft

Ein 43-Jähriger wurde wegen Stalkings, Drohungen und Brandstiftung zu 24 Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Niederösterreich Heute
08.10.2025, 15:23
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Ein 43-Jähriger soll GPS-Tracker an Autos angebracht, Droh-Nachrichten verschickt und mit künstlicher Intelligenz erstellte, sexualbezogene Bilder öffentlich aufgehängt haben. Um sich selbst als Opfer darzustellen, legte er sogar einen Brand an seiner Wohnadresse im Bezirk St. Pölten – jetzt musste er vor Gericht.

Auslöser für die Taten war offenbar eine Kränkung: Seine frühere Arbeitskollegin, die er als IT-Führungskraft an einer Bildungseinrichtung kennengelernt hatte, wollte keine Beziehung mit ihm und hatte einen neuen Partner. "Sie wollte von heute auf morgen keinen Kontakt mehr. Das muss mir die Sicherungen rausgehaut haben", erklärte der Angeklagte am Mittwoch, 8. Oktober, vor Gericht in St. Pölten.

Im Anschluss suchte sich der Mann im Internet eine Anleitung, wie man jemanden stalkt, schilderte die Staatsanwältin. Danach setzte er alles daran, der Frau und ihren männlichen Bezugspersonen "die Hölle zu bereiten".

Im Februar montierte er GPS-Tracker an seinem eigenen Auto sowie an den Fahrzeugen der Frau und ihres Partners. Es sei ihm weniger ums Stalking gegangen, sondern darum, "durch die Darstellung von mir als Opfer in Kontakt zu bleiben": "Es war wie in einem schlechten Theaterstück", schilderte der Angeklagte, der von Star-Anwalt Rudolf Mayer verteidigt wurde.

Ab Mitte April verschickte er Droh-Mails und sexualbezogene Bilder, die er mit Hilfe von KI generierte. Er legte Fake-Profile an, von denen er Drohungen verschickte. Die KI-Bilder hängte er sogar am Schulweg des Kindes des Opfers und an seinem eigenen Arbeitsplatz auf. Die Staatsanwältin betonte, der Angeklagte habe die Frau "schwerst beeinträchtigt in ihrem ganzen Leben". Laut "Kurier" bezeichnete der Richter die Vorgehensweise als "abgrundtief grauslich".

Bei den polizeilichen Ermittlungen kam raus: "Ebenso tätigte der vorerst unbekannte Täter zahlreiche Bestellungen bei diversen Online-Versandhäusern von Unterwäsche und Sexspielzeug auf den Namen und Rechnung des weiblichen Opfers. Sie wurde durch die ständigen Tathandlungen und Bedrohungen in deren Lebensführung massiv beeinträchtigt, außerdem entstand durch die Bestellungen auch ein finanzieller Schaden in noch unbekannter Höhe", hieß es in einer Mitteilung der Polizei Anfang Juli dieses Jahres.

Feuerwehreinsatz nach Brandstiftung
LKA

"Letzte Stufe der Eskalation war die Brandstiftung", so der Angeklagte weiter. Davor hatte er der Frau und ihrem Partner Grabkerzen vor die Haustür gestellt und angekündigt, Feuer zu legen. Ende Juni legte er schließlich an seiner eigenen Adresse Feuer, indem er eine brennende Kerze in einen Schuppen stellte. Die Flammen griffen auf einen Holzstoß und den Dachstuhl über. Per E-Mail drohte er mit weiteren Brandstiftungen.

Zuerst galt der 43-Jährige als Opfer, wurde dann aber als Beschuldigter ausgeforscht und am 4. Juli direkt an seinem Arbeitsplatz festgenommen. Es folgte U-Haft. Bei der Durchsuchung seines Büros fand die Polizei ein Prepaid-Handy mit belastenden Nachrichten. Seinen Job verlor der Mann, laut eigenen Angaben wurde er entlassen.

"Es war wie eine Spirale"

Im Prozess erklärte ein Gutachter, der Angeklagte habe eine Persönlichkeitsakzentuierung, die sich zur Tatzeit zu einer Persönlichkeitsstörung entwickelt habe. "Es war wie eine Spirale", sagte der Angeklagte. Er befinde sich in Psychotherapie, um künftig "Exit-Punkte" zu erkennen. Während des Prozesses zahlte er 13.000 Euro Schmerzengeld an das weibliche und 2.000 Euro an das männliche Opfer. An weitere Personen wurden insgesamt 11.000 Euro übergeben.

Zum Schluss entschuldigte sich der 43-Jährige bei den Opfern: "Es tut mir unendlich leid und es ist sicher der größte Fehler meines bisherigen Lebens gewesen."

Der Schöffensenat verurteilte den Niederösterreicher unter anderem wegen beharrlicher Verfolgung, gefährlicher Drohung und Brandstiftung – 24 Monate Haft, davon 8 Monate unbedingt (nicht rechtskräftig). Zusätzlich muss er 580 Euro an das männliche Opfer zahlen. Weitere Ansprüche wurden auf den Zivilrechtsweg verwiesen. Der Mann muss ein umfassendes Kontaktverbot einhalten und weiter Psychotherapie machen.

Der vorsitzende Richter meinte: Es handle sich um zahlreiche Delikte und "die kriminelle Energie ist extrem hoch", weil der Angeklagte eine Persönlichkeitsstörung habe. Die verminderte Schuldfähigkeit, das Geständnis, sein bisher ordentlicher Lebenswandel und die Schadenswiedergutmachung waren die wichtigsten Milderungsgründe. Weil die Staatsanwaltschaft Strafberufung angemeldet hat, ist das Urteil noch nicht rechtskräftig.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 08.10.2025, 17:49, 08.10.2025, 15:23
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