Nach dem Strategie-Debakel von Katar geht Norris als WM-Führender ins letzte Rennen der Saison. Dabei könnte es aber zu einem packenden Dreikampf kommen. Der Brite hat aktuell zwölf Punkte Vorsprung auf Vierfach-Champion Max Verstappen im Red Bull und 16 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Oscar Piastri.
Für den 26-Jährigen ist also alles angerichtet. Norris reicht jedenfalls ein Stockerlplatz, um seinen ersten Fahrer-WM-Titel unter Dach und Fach zu bringen – unabhängig von den Ergebnissen der verbliebenen WM-Konkurrenten.
Gleichzeitig könnte es aber auch zu einem Szenario kommen, in dem Norris auf die "Schützenhilfe" seines Teamkollegen Piastri angewiesen ist. Der hat zwar selbst noch Chancen auf den Titel, diese sind aber relativ gering. So könnte es im Laufe des Rennens zu einer Konstellation kommen, in der Piastri für Norris Platz machen müsste – eine Stallorder, die es aufgrund der sogenannten Papaya-Regeln monatelang nicht gab. Das Team wollte beide frei fahren lassen, beide Piloten fair behandeln. Doch für den Titel könnte Zusammenarbeit nötig sein.
Etwa genau dann, wenn Verstappen das Rennen anführt, Piastri auf Rang drei liegt und Teamkollege Norris unmittelbar dahinter Vierter ist. Zur Erinnerung: In dieser Konstellation müsste der Brite auf Rang drei fahren, um den Titel zu erringen, also seinen Teamkollegen überholen.
Würde McLaren in diesem Fall mit einer Stallorder eingreifen? Auf diese Frage hatten die beiden Teamkollegen vor dem Start ins letzte Rennwochenende des Jahres noch keine Antwort. "Wir haben das nicht diskutiert. Mir würde es natürlich gefallen. Aber ich würde ehrlicherweise nicht darum bitten, weil ich nicht finde, dass es eine faire Frage wäre. Es liegt nicht nur an mir", so der WM-Führende. Und ergänzte: "Wenn es dann so ausgeht und Max gewinnt, dann Gratulation. Dann schaue ich auf das nächste Jahr, in meinem Leben würde sich nichts verändern. Er hätte es sich dann verdient."
Deutlich nüchterner gab sich Piastri. Auch der Australier betonte, dass man teamintern darüber nicht gesprochen habe. "Ich habe noch keine Antwort darauf, weil ich nicht weiß, was von mir verlangt werden würde."