Mit 1. Juli haben entlang der Wiener Ringlinie große Gleisbauarbeiten begonnen. Die Folge: Der komplette Abschnitt zwischen Schwarzenbergplatz, Oper und Dr.-Karl-Renner-Ring ist gesperrt. Gleich vier Straßenbahnlinien – 1, 2, D und 71 – wurden aus dem Zentrum gedrängt, teils verkürzt, teils großräumig umgeleitet. Besonders betroffen ist der vielgenutzte Abschnitt rund um das Parlament, das Burgtheater und die Staatsoper – also das Herzstück der City-Strecken.
Für Fahrgäste bedeutet das: Kein einziger Bim-Zug fährt derzeit zwischen dem Schubertring bzw. Schubertring und dem Volkstheater. Wer von der Inneren Stadt zum Gürtel will oder umgekehrt, muss auf die U-Bahn umsteigen oder alternative Wege finden. Die Sperre soll noch bis 5. August dauern – mitten in der Urlaubszeit, aber auch zu Beginn der zweiten Ferienhälfte, wenn viele schon wieder arbeiten.
Am ersten Tag der Sperre war an vielen Haltestellen Verwirrung spürbar. Trotz Ankündigungen, Aushängen und Durchsagen warteten zahlreiche Wienerinnen und Wiener vergeblich auf Straßenbahnen, die längst nicht mehr fuhren. Besonders rund um die Ringstraße herrschte Unklarheit –Touristen sowie Pendler waren gleichermaßen betroffen.
Die Ausweichroute führt für viele nun über die U3 oder U2. Vor allem rund um die Station Volkstheater war der Andrang spürbar höher, doch insgesamt blieb es ruhig und geordnet. Wer früh genug losfuhr und sich auskannte, konnte größere Verspätungen vermeiden. Dennoch verlängern sich viele Wege um mehrere Minuten, oder erfordern mehrere Umstiege.
Nicht nur im Zentrum wird gebaut: Auch am Währinger Gürtel laufen seit 24. Juni Bauarbeiten. Zunächst nur nachts, ab 1. Juli aber auch tagsüber, werden zwei Fahrspuren gesperrt. Schon jetzt staut sich der Verkehr regelmäßig rund ums AKH, an der Alser Straße oder bei der Volksoper.
Auch in Hernals herrscht Ausnahmezustand: In der Jörgerstraße wird seit Mitte Juni ein ganzer Kilometer Gleis getauscht. Die Linie 43 fährt deshalb nur noch bis Elterleinplatz und biegt danach nach Gersthof ab. Wer ins Zentrum möchte, muss zur Linie 42 wechseln. Die Linie 9 ist ebenfalls eingeschränkt und verkehrt aktuell nur zwischen Westbahnhof und Rosensteingasse.
Zumindest aus dem Westen Wiens kommt eine positive Meldung: Die Linie 49 fährt seit 30. Juni wieder auf ihrer gewohnten Strecke. Seit April wurden rund 1.800 Meter Gleise und Oberleitungen erneuert, außerdem wurden die Haltestellen Johnstraße und Breitensee modernisiert. Die Baustelle ist abgeschlossen – zur Erleichterung vieler Anrainer.
Wer im 15. oder 16. Bezirk wohnt, kann damit wieder direkt Richtung Zentrum fahren – so weit die restlichen Sperren es zulassen. Denn durch die Unterbrechung am Ring sind selbst bei "fertigen" Linien noch immer Umwege nötig. Die Normalität im Wiener Netz kommt also nur langsam zurück.
Auch im Norden der Stadt wird fleißig gebaut: Am Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf stehen die Arbeiten kurz vor dem Abschluss. Die Linien 25, 26 und 31 sollen ab Anfang Juli wieder regulär fahren – pünktlich zum Ferienbeginn. Die Sperren dort hatten besonders Pendler aus dem Umland betroffen.
Anders sieht es im 3. Bezirk aus: Auf der Linie 18 wird noch bis Jahresende gearbeitet. Insgesamt 2.500 Meter Gleis werden dort erneuert. Auch wenn der Betrieb aufrechterhalten wird, kommt es zu Umleitungen und verlängerten Fahrzeiten. Wer regelmäßig mit dem 18er fährt, sollte also auch hier mehr Zeit einplanen.
Zusätzlich zu den Straßenbahnen ist auch die U4 in den Ferien betroffen. Zwischen Schottenring und Friedensbrücke wird die Tunneldecke saniert – die Linie fährt daher nur in zwei getrennten Abschnitten. Wer durchfahren möchte, muss am Schottenring oder an der Friedensbrücke auf Ersatzlinien umsteigen.
Die Wiener Linien setzen dafür auf die Zusatzlinien E4 und D, um die Verbindung zwischen Heiligenstadt und dem Stadtzentrum aufrechtzuerhalten. Auch bei der U6 und den Linien 2, 30 und 31 werden die Intervalle verdichtet, um den erhöhten Andrang abzufangen. Wer gut plant, kommt weiterhin durch – allerdings mit ein wenig mehr Geduld.