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"Stromnetz am Limit" – Experte warnt vor Kollaps

Die Lage am Strommarkt ist derzeit angespannt. Neben den hohen Preisen könnte auch die Sicherheit immer größeren Belastungen ausgesetzt werden.

Tobias Kurakin
Umspannwerk Braunau (Archivfoto). Das Stromnetz in Österreich ist derzeit starken Belastungen ausgesetzt.
Umspannwerk Braunau (Archivfoto). Das Stromnetz in Österreich ist derzeit starken Belastungen ausgesetzt.
Daniel Scharinger / picturedesk.com

Seit Monaten ist der Strompreis in Europa auf Rekordniveau. Der Krieg in der Ukraine hat den Gaspreis in die Höhe getrieben und damit auch die Kosten für den Strom nachziehen lassen. Der Vorstand von Austrian Power Grid (APG), Gerhard Christiner, warnt nun vor weiteren dramatischen Entwicklungen.

"Toxische Mischung"

"Durch den Ukraine-Krieg hat es extreme Ausschläge auf dem Gasmarkt gegeben. Wir haben zudem eine große Trockenheit. In Frankreich gibt es große Probleme mit den Atomkraftwerken. Das alles ist schon eine toxische Mischung", hält Christiner im Interview mit dem Kurier fest.

Die EU-Kommission überlegt, ob der gestiegenen Preise nun das Merit-Order-Prinzip auszusetzen und den Strom- vom Gaspreis zu entkoppeln. Der Experte warnt jedoch. Diese Entkopplung sei ein "sehr komplexer Prozess". Auch wenn er den Appell der Politik verstehe, müsse man "aufpassen und sich gut überlegen, wie man hier eingreift. Sonst richtet man noch größeren Schaden an."

Mit Blick auf eine mögliche Verknappung der Energieressourcen warnt Christiner zudem vor einem neuerlichen Preisanstieg im Winter. Das Merit-Order-Prinzip würde preis-technisch keine Grenzen nach oben hin kennen. Das Strom-System sei zudem derzeit ohnehin in einer Krise.

"In Summe hat man es nicht verstanden, dass der Weg von einem thermisch dominierten Energiesystem hin zu einem von erneuerbaren dominierten Energiesystem mehr ist, als nur Kraftwerke abzuschalten und neue Anlagen zu bauen. Wind und Sonne sind selten konstant. Idealerweise geht das nur, wenn man Speicher hat und diese müssen erst einmal gebaut werden. All das muss man in unserem Energiesystem von Grund auf neu planen, gut überlegen und relativ zügig implementieren", sagt der Experte.

Aufgrund der angespannten Lage warnt Christiner nun davor, dass unser Stromsystem bereits jetzt stark überlastet ist. Mittlerweile würde das überregionale Übertragungsnetz APG, das alle Energieunternehmen mit Strom versorgt, bereits "ans Limit gehen".

Reserven werden nötig werden

Christiner meint demnach, dass man schon bald auf Reserven zurückgreifen muss. "Wenn diese Investitionen nicht getätigt werden, dann bringen wir auch den grünen Strom nicht zu den Kunden. Die Kraftwerke sind das Herz, die Stromnetze sind die Venen. Und wenn die Venen nicht durchlässig sind, dann wird es problematisch", legt der Experte offen.

Derzeit sei die Erneuerbare Energie noch nicht großflächig ausgebaut, um die Stromversorgung sicherzustellen. Als Brückentechnologie fungiert derzeit noch Gaskraftwerke, die die Abhängigkeit von Russland jedoch in die Höhe schnellen lassen. Eine Entspannung sieht Christiner in nächster Zeit jedenfalls nicht auf Österreich zukommen.

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