Spital bevorzugt Wiener

"Täglich Schmerzmittel" – OP-Termin erst in 18 Monaten

Ingrid F. hat sich in Wien beide Hüften und das linke Knie operieren lassen. Nun braucht sie eine weitere Operation, soll aber 18 Monate warten.
Aram Ghadimi
25.06.2025, 05:15
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"Ich war schon im letzten Dezember anmelden", sagt Ingrid F. aus der kleinen Marktgemeinde Günselsdorf im Bezirk Baden zu "Heute". Die 77-Jährige hat abgenützte Gelenke und musste deshalb schon drei Operationen über sich ergehen lassen – immer im Orthopädischen Spital Speising in Wien. Jetzt soll sie eineinhalb Jahre für einen weiteren Termin warten.

"Wien hat sich was einfallen lassen"

"Ich muss jetzt monatelang warten, weil Wiener bevorzugt werden, dabei habe ich mein ganzes Leben in Wien gelebt. Da hat sich die Stadt Wien was einfallen lassen", sagt F. entrüstet. Ihr linkes Knie und beide Hüftgelenke wurden in Speising durch Prothesen ersetzt, aber "das verbliebene Knie macht jetzt solche Probleme", dass F. nicht mehr weiter weiß.

„Wir sind dazu aufgerufen, bei planbaren Eingriffen die Anzahl der Patienten aus den Bundesländern zu reduzieren.“
Orthopädisches Spital SpeisingFührende Fachklinik für den Bewegungsapparat

Um in Speising, Österreichs führender Spezialklinik für Orthopädie (Selbstbezeichnung), einen Termin zu bekommen, warten die Patienten oft sehr lange. Grundsätzlich seien die Wartezeiten immer vom Akutstatus (d.h. von der medizinischen Dringlichkeit) der einzelnen Operation abhängig, schreibt das Spital auf seiner Webseite.

Termin in eineinhalb Jahren

"Es geht nur noch mit Tabletten", sagt Ingrid F. über ihren Alltag mit massiven Schmerzen. Die Wahlniederösterreicherin muss auch Cortison nehmen, um der Entzündung ihres Knies etwas entgegenzuhalten: "Da bekomme ich also frühestens in 18 Monaten einen Termin? Das ist doch eine Frechheit."

Die aktuellen Wartezeiten listet das Spital auf seiner Webseite auf. Transparenz sei wichtig: "Daher veröffentlichen wir hier die durchschnittlichen Wartezeiten auf wichtige Eingriffe in unserer Klinik."

Der nächste Absatz ist rot hervorgehoben, in einer Infobox wird deutlich klargestellt: "Die Stadt Wien hat den Auftrag, die Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung sicherzustellen. Wir sind daher dazu aufgerufen, bei planbaren Behandlungen und Eingriffen die Anzahl der Patientinnen und Patienten aus den Bundesländern zu reduzieren."

Kürzere Wartezeiten anderswo

Dann listet das Spital die aktuellen Wartezeiten aus dem 1. Quartal 2025 auf: Im Durchschnitt sind es 10 Wochen für eine Operation an der Wirbelsäule, 28 Wochen für eine Hüft-OP und 38 Wochen für eine Knie-OP. Auch die längste Wartezeit reicht nicht an das heran, was Ingrid F. von ihrem Arzt erfahren haben will – bei ihr sollen es zumindest 72 Wochen sein.

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"Wenn Sie Ihren Wohnsitz nicht in Wien haben, bedenken Sie daher bitte, dass es für Sie und Ihre Angehörigen z.B. wegen der Nähe oder wegen dort kürzerer Wartezeiten vorteilhaft sein kann, für die Behandlung eine Klinik in Ihrem eigenen Bundesland auszuwählen", heißt es auf der Webseite der Klinik.

Politische Vorgabe in Wien

"In Niederösterreich habe ich es gar nicht erst probiert", sagt Ingrid F., die sich wieder von ihrem Arzt in Speising operieren lassen will. Der habe ihr aber gesagt, dass sie mindestens 18 Monate warten muss.

"Heute" hat beim Spital Speising nachgefragt und folgendes Statement von Sprecher Pierre Saffarnia bekommen: "Wir folgen hier politischen Vorgaben, der sogenannten Gastpatienten-Regelung, die auf dem Wiener Krankenanstaltengesetz basiert und vorgibt, dass alle Spitäler in Wien vordringlich für die Wiener Bevölkerung zu sorgen haben."

Genau deshalb verweise man Patienten an Spitäler in ihren Bundesländern: "Ich komme zum Beispiel aus Mödling", sagt Saffarnia: "Auch dort kann man sein Knie operieren lassen. Da gibt es keine Unterschiede hinsichtlich der Qualität, aber kürzere Wartezeiten. Mir ist wichtig zu betonen, dass wir in Speising niemanden abweisen."

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