Diplomatische Spannungen

Wien-Besuch von Taiwans Minister erzürnt China

Ein Konzert in Wien sorgt für diplomatische Spannungen: Taiwans Besuch irritiert Peking, Österreich bleibt bei seiner neutralen Haltung.
Newsdesk Heute
20.09.2025, 10:34
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Taiwan wird seit Jahrzehnten demokratisch regiert und hat eine eigene Regierung, die nichts mit Peking zu tun hat. Die chinesische Führung sieht das aber ganz anders: Für sie gehört die Insel mit ihren mehr als 23 Millionen Menschen zur Volksrepublik und soll – wenn es nach Peking geht – auch irgendwann eingegliedert werden.

Im schlimmsten Fall sogar mit Gewalt, falls eine friedliche Lösung nicht klappt. Seit US-Präsident Donald Trump wieder im Weißen Haus sitzt, wächst in Taipeh die Sorge, ob Washington im Ernstfall wirklich zur Seite stehen würde, falls China angreift. Wie sn.at berichtet, blickt man in Taiwan gespannt auf die Haltung der USA.

Ein Konzert in Wien sorgt jetzt für diplomatische Spannungen: Taiwans Außenminister Lin Chia-lung reiste laut "Presse" am Freitag in die Bundeshauptstadt, besuchte den Musikverein, wo sein Bekannter Hans Suan-yung Liu, Taiwans Vertreter in Österreich und ein prominenter Posaunist, anwesend war. Das Konzert in Wien war laut "Presse" nicht nur Musik, sondern auch Teil einer "sanften diplomatischen Offensive" der demokratischen Inselrepublik.

Vor dem Konzert traf Lin bei einem Empfang Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur – dabei waren Abgeordnete von ÖVP, NEOS und Grünen, so der Bericht. Auch die Botschafter von Japan und Tschechien schauten vorbei. Gegenüber der "Presse" zeigte sich Lin optimistisch: Er sehe keinen Kurswechsel der USA. "Taiwan habe die volle Unterstützung des US-Kongresses, und im US-Budget seien Militärhilfen ohnehin schon einkalkuliert."

"Rein privater Natur"

Von beiden Seiten – also Österreich und Taiwan – wurde betont, dass Lins Reise "rein privater Natur" sei, so der Bericht weiter. Regierungsvertreter aus Österreich haben Lin nicht getroffen. Trotzdem hat allein seine Anwesenheit für Unruhe in Peking gesorgt, wie "Die Presse" erfahren hat. Schon vor dem Konzert soll das KP-Regime "starken Druck" auf die Behörden ausgeübt haben. Auch beim Musikverein sei interveniert worden. Erst letzte Woche war Chinas Außenminister Wang Yi in Wien zu Besuch.

Offizielle diplomatische Beziehungen zwischen Österreich und Taiwan gibt es nicht. Trotzdem ist Taiwan einer der wichtigsten Handelspartner Österreichs in Asien. Das Außenhandelsvolumen lag 2024 bei rund 1,8 Milliarden Euro. In Österreich werden unter anderem Maschinen gebaut, die für die Halbleiterproduktion in Taiwan gebraucht werden. Die Inselrepublik ist weltweit der größte Mikrochip-Produzent.

Lin kam übrigens aus Rom nach Wien, wo er zuvor ein neues Büro der taiwanesischen Vertretung eröffnet und italienische Abgeordnete getroffen hatte. Davor war er in Prag unterwegs.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 20.09.2025, 12:03, 20.09.2025, 10:34
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