"Kann hier nicht mehr leben"

Techno-Rave um 7 Uhr – Wirbel um neue Eventlocation

Seit Mai gibt es das "Gleis 19". Anrainerin klagt über Dauerlärm durch Partys; Behörden schreiten ein – die Verantwortlichen suchen nun nach Lösungen.
Hannah  Maier
18.07.2025, 10:02
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Es ist Sonntag, 7 Uhr früh in Wien-Döbling. Maria K. (Name von der Redaktion geändert) schreckt aus dem Schlaf – laute Techno-Bässe dröhnen durch ihr Schlafzimmer. Erst am Nachmittag, gegen 15 Uhr ebbt der Lärm ab. Für die Wienerin kein Einzelfall, sondern inzwischen ein wiederkehrendes Problem.

Seit Mai finden im neuen Open-Air-Veranstaltungsort "Gleis 19" regelmäßig Day-Raves und Techno-Events statt – auch an Sonn- und Feiertagen. "Ich leide. Ich kann meine Fenster abends nicht öffnen. Selbst im Wohnzimmer spüre ich den Bass. Die Raves sind oft tagsüber, wenn ich meine Terrasse nutzen möchte, aber nicht kann", sagt Maria. Vor neun Jahren hat sie sich die Dachgeschoßwohnung gekauft – mit freiem Blick und bislang ohne große Lärmbelastung. "Ich höre gerne Musik und war früher selbst oft auf Clubbings. Ich habe Verständnis für solche Events. Aber so kann ich hier nicht mehr leben", sagt sie.

Überrascht über Beschwerden

Das "Gleis 19" befindet sich in der Gunoldstraße 12 (Wien-Döbling). Im direkten Umkreis befinden sich hauptsächlich Unternehmen, Betriebe und einige Kleingärten. Bahngleise und Bäume liegen zwischen Marias Wohnung und dem Veranstaltungsareal. Bisher finden dort laut Angaben der Veranstalter Events für rund 200 Personen statt.

Für die Zwischennutzung mitverantwortlich ist David Kreytenberg, Kulturproduzent. "Wir haben in Döbling mit direkten Anrainern gesprochen und den Lärm gemessen. Wir haben die Musik-Boxen so ausgerichtet, dass niemand vom Lärm belästigt wird", erklärt er gegenüber "Heute". Auch bei der Bezirksvorstehung hätte man das Projekt vorgestellt. Bezirkschef Daniel Resch (ÖVP) meint allerdings auf "Heute"-Nachfrage, dass er bis zum Zeitpunkt der Anrainerbeschwerde nichts von der Location gewusst hätte.

Das Areal in Döbling ist nicht das erste, welches Kreytenberg "wiederbelebt". Er hat schon Projekte wie das "Wild im West", eine Mischung aus Flohmarkt und Feier-Location, in St. Marx umgesetzt oder das Areal des ehemaligen Sophienspitals bespielt.

Keine Genehmigung – Musik wurde abgedreht

Umso erstaunlicher: Trotz einschlägiger Erfahrung in der Branche und erheblicher Vorarbeit ging dennoch kürzlich eine Beschwerde ein. Am vergangenen Wochenende führte die MA 36 eine Kontrolle beim "Gleis 19" durch. "Es wurde festgestellt, dass eine Musikveranstaltung ohne Genehmigung durchgeführt wurde. Daher wurde der Veranstalter aufgefordert, die Musikdarbietung einzustellen. Dieser Aufforderung kam er nach und sagte die weitere Veranstaltung ab. Bei einer Nachkontrolle konnte keine Musik mehr festgestellt werden. Ein Verwaltungsstrafverfahren wird durchgeführt werden", teilt die Behörde mit.

"Sind um Lösungen bemüht"

Laut Gesetz brauchen Freiluftveranstaltungen ab 300 Besuchern sowie Musikdarbietungen im Freien mit lauter Musik eine Genehmigung. Hier habe man sich geirrt, räumt Kreytenberg ein: "Es war uns nicht bewusst, dass es im Umkreis Anrainer gibt, die unter dem Lärm leiden. Wir wollen Kunst und Kultur im öffentlichen Raum etablieren und sind bemüht, alles richtig zu machen". Mit der betroffenen Anrainerin möchte man sich nun in Verbindung setzen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Auch Nicolas Spehr, Betreiber der "Drogerie Bar & Cafe" im 6. Bezirk und Mitinitiator des Zwischennutzungs-Projektes "Gleis 19", betont gegenüber "Heute", dass man Ärger mit Anrainern vermeiden möchte. "Wir wollen die Fläche nicht ausschließlich für Clubbings oder Partys verwenden. Es soll ein schöner Ort für den 19. Bezirk werden", sagt er. Das Areal wurde für drei Jahre gepachtet. Unter anderem seien zukünftig auch Workshops geplant. Schulklassen hätten bereits angefragt; auch Urban Gardening könne man sich vor Ort vorstellen.

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