Als einer von nur drei Zoos in Europa werden im Prager Zoo seit 2014 auch Gelbkopfgeier gezüchtet. Die in Mittel- und Südamerika beheimatete Art ist in freier Wildbahn zahlreichen Gefahren ausgesetzt: Vergiftungen durch den Verzehr von toten Tieren mit Rückständen gefährlicher Medikamente oder Schwermetalle, Stromschläge oder Kollisionen mit Fahrzeugen. Zum Teil aber auch Nahrungsmangel aufgrund der Zerstörung des natürlichen Lebensraums.
Vor drei Wochen gab es im Prager Zoo großen Grund zur Freude, als ein kleines Gelbkopfgeier-Küken schlüpfte. Leider wurde es von seiner Mutter verstoßen, weshalb die Tierpfleger einspringen mussten. Sie bauten dabei nicht nur ein möglichst realistisches Vogelnest nach – sie ließen sogar eine Handpuppe anfertigen, die wie ein Gelbkopfgeier aussieht.
Um vom Jungtier akzeptiert zu werden muss die Puppe die typischen Merkmale der Eltern aufweisen. In diesem Fall der typisch kahle, gelbe Kopf. Der Prager Zoo hat bereits ähnliche "Puppen" für junge Doppelhorn-Nashörner, Java-Kraits oder Gänsegeier eingesetzt. Der Kleine Kondor wird nun erstmals auf diese Weise aufgezogen.
Seit drei Wochen wird das Jungtier nun mit der Handpuppe gefüttert. „Um sogenannte Prägung zu verhindern, versuchen wir, den direkten Kontakt zwischen Jungtieren und Menschen zu minimieren.
Würde das Jungtier zu sehr auf den Menschen geprägt, hätte es später Probleme, eine Partnerschaft einzugehen“, sagt Antonín Vaidl, Leiter der Vogelzuchtstation im Prager Zoo . "Dank der Puppe, die einen erwachsenen Gelbkopfgeier imitiert, können wir das Tier so natürlich wie möglich aufziehen."
Bisher läuft alles gut, doch die Züchter bleiben vorsichtig. Bis zur erfolgreichen Zucht ist es noch ein weiter Weg.