Was tun mit Tauben in der Stadt? Zwischen Tierschutz, Technik und einem teuren Drahtseilakt prallen in Linz die Meinungen aufeinander. Unter der neuen Eisenbahnbrücke tobt ein echter Kleinkrieg. Während Aktivisten tote Vögel zählen und von "Steuergeldverschwendung" sprechen, verteidigt die Stadt ihr Vorgehen.
Erst vor wenigen Tagen entdeckte Sabine Auer, Obfrau des Tierschutzvereins "Streunerkatzen OÖ", schon wieder eine tote Taube: "Sie war durch das nicht ordentlich gespannte Netz in den Brückenkopf gelangt und versuchte dann, durch die Spikes hinauszukommen."
Für die Tierschützerin ist die Situation klar: "Die angebrachte Vergrämung ist völlig ineffizient", außerdem an mehreren Stellen undicht. Seit zwei Jahren kümmert sich Auer ehrenamtlich um gefangene Tauben, befreit sie aus dem Netz und entfernt verendete Tiere.
"Ich habe der Stadt Linz mit meiner ehrenamtlichen Hilfe Zigtausende Euro erspart", ist sich Auer sicher. Der Verein habe schon mehrmals auf die Problematik hingewiesen – stieß laut der Tierschützerin aber auf taube Ohren: "Unsere Erfahrungen werden nicht ernst genommen. So kommt es ständig zu eingeschlossenen und auch toten Tauben."
„Ich habe der Stadt Linz Zigtausende Euro erspart.“Sabine AuerTierschützerin
Ein neues – widerstandsfähigeres – Netz soll nächstes Jahr kommen. Das würde die Stadt laut Auer mindestens 300.000 Euro kosten. Ihrer Meinung nach wäre das Geld besser in betreute Vogelschläge investiert. Zudem könne man "zwei Personen einstellen, die die Tauben betreuen und sogar das Futter zur Verfügung stellen", erklärt sie. "Damit wären mindestens 1.200 Tauben in Linz versorgt und würden keine Menschen belästigen."
So einfach ist die Sache laut Magistrat aber nicht: Auf Anfrage hieß es aus der zuständigen Abteilung, man sei "permanent dabei" Löcher im Netz zu stopfen und die Tauben bestmöglich zu entfernen: "Wir tun wirklich das Möglichste." Die von Auer vorgeschlagenen Schläge würden zudem die Vergrämung nicht ersetzen.
Objekte wie die Eisenbahnbrücke müssten allein aufgrund der dortigen Technik so gut wie möglich vor Vogelkot geschützt werden. Heißt: Selbst, wenn die Stadt Hunderttausende Euro in Taubenschläge investieren würde – das Netz muss bleiben. Und das koste übrigens nicht 300.000 Euro, sondern "weit unter 100.000 Euro".