Was wie ein Chemieunfall aussieht, ist in Wahrheit eine Folge des globalen Klimawandels: In Alaska färben sich Flüsse plötzlich rötlich-orange. Am bekanntesten ist der Salmon River, der bis 2018 noch glasklar war. Seit dem Sommer 2019 leuchtet er rostrot - und das dauerhaft.
Forscher der University of California haben den Grund der Verfärbung entdeckt: Das Auftauen der Permafrostböden setzt große Mengen an Mineralien frei, darunter sulfidreiches Gestein. Dieses reagiert mit Sauerstoff, wodurch Schwefelsäure entsteht, die Metalle wie Eisen, Aluminium und Cadmium ins Wasser spült.
Die Folgen sind dramatisch: Eisen setzt sich auf den Kiemen von Fischen ab, sie ersticken. Gleichzeitig gelangt weniger Licht an den Grund der Flüsse - Insektenlarven sterben, ganze Nahrungsketten brechen zusammen. Cadmium schädigt Organe und Nervensystem der Fische und gelangt über den Lachs auch in die Organe von Bären und anderen Tieren.
Wasserproben aus dem Salmon River zeigen, dass die Belastung die Grenzwerte der US-Umweltbehörde EPA deutlich übersteigt. Das Überraschende: Anders als bei ähnlichen Phänomenen ist hier nicht der Bergbau schuld. In den abgelegenen Regionen Alaskas sind Menschen kaum präsent - verantwortlich ist allein das abtauende Erdreich.
"Wir haben mehr als 75 weitere Flüsse in der Brooks Range gefunden, die rostrot verfärbt sind", berichten die Forscher im Fachjournal "PNAS". Prinzipiell könne der Prozess in allen arktischen Regionen einsetzen, sobald der Permafrostboden sulfidreiches Gestein freilegt.
Fakt ist: Was also wie Rost im Wasser aussieht, ist in Wahrheit ein Warnsignal: Der Klimawandel führt zur Vergiftung von Flüssen.