Die Zahlen sind erschreckend: 80 Prozent der geschützten Lebensräume in Europa sind in keinem guten Zustand. Bis zu 70 Prozent der Böden sind so stark geschädigt, dass sie kaum noch ihre natürlichen Aufgaben erfüllen können - vom Speichern von Wasser über die Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen bis hin zur Bindung von CO2.
Auch die Flüsse und Seen stehen schlecht da: Nur 37 Prozent erreichen laut EU-Umweltbericht noch einen "guten ökologischen Zustand". "Europas Natur braucht jetzt eine Kehrtwende - hin zu einem nachhaltigen Umgang", fordert WWF-Experte Arno Aschauer.
Die Umweltsprecherin der europäischen Grünen, Jutta Paulus, spricht gar von einem "stillen Massensterben". Jede vierte Tier- und Pflanzenart sei beispielsweise in Deutschland bereits bedroht. "Mit jeder tot gedüngten Wiese, jedem sterbenden Wald und jedem ausgetrockneten Fluss verlieren wir das Fundament unserer Ernährungssicherheit."
Fakt ist: Intakte Natur sei unsere "Überlebensversicherung", so Paulus - ohne sie kippen Klima, Wirtschaft und Lebensqualität gleichzeitig, erklärt die Politikerin.
Die Europäische Umweltagentur (EEA) warnt in ihrem Bericht: Trotz Erfolgen bei Emissionen, Luftqualität und Recycling steht es insgesamt nicht gut um die Natur. Artensterben, Überbeanspruchung und immer heftigere Klimafolgen setzen dem Kontinent massiv zu. Das bedrohe nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern auch Wohlstand, Sicherheit und Lebensstandard.
Besonders problematisch: Europa heizt sich im Zuge der Klimakrise doppelt so schnell auf wie der weltweite Durchschnitt. Das gefährdet laut EEA Gesundheit, Infrastruktur und Wirtschaft. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Teresa Ribera, macht klar: "Der Schutz der Natur ist keine Kostenfrage, sondern eine Investition in unsere Zukunft."
Zwar gilt die EU international als Vorreiter beim Klimaschutz - seit 1990 gingen die Treibhausgase um 37 Prozent zurück, erneuerbare Energien verdoppelten ihren Anteil am Strommix. Dennoch bleiben große Baustellen: Die Landwirtschaft, das Ernährungssystem und vor allem der Verkehr sind nach wie vor stark von fossilen Energien abhängig.