In Österreich wurden die ersten Buschmücken und Tigermücken ab 2011 und 2012 gesichtet, wie aus dem aktuellen Bericht zum Forschungsprojekt "Mosquito-Alert" der AGES hervorgeht. 2017 gab es dann erstmals Nachweise für die Koreanische Buschmücke. Besonders auffällig ist die Tigermücke (Aedes albopictus), die mit ihrer markanten Musterung schon seit einigen Jahren vor allem in größeren Städten wie Wien, Graz oder Linz stark vertreten ist.
Das ist nicht nur lästig, weil diese Gelsen – wie auch die Japanische Buschmücke, die bei uns aber eine Seltenheit ist – besonders gerne tagsüber zustechen. Laut orf.at sind sie auch gesundheitlich bedenklich: Die neuen Arten können mehr als 20 verschiedene Krankheitserreger übertragen, darunter das Chikungunya- oder das Dengue-Virus.
Gerade das Dengue-Virus sorgte heuer im Sommer in Italien für mehrere Hundert bestätigte Infektionen und bisher zwölf Todesfälle, wie die Universität Wien in einer Aussendung zur neuen Publikation im Fachjournal "Nature Communications" mitteilt. Auch das Chikungunya-Virus breitet sich etwa in Norditalien weiter aus. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) meldete im Sommer einen neuen Höchststand bei von Gelsen übertragenen Viren in der EU.
Vor diesem Hintergrund haben Forscherinnen und Forscher rund um die Uni Lissabon und mit Beteiligung von Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien einen historischen Überblick über die Verbreitung dieser Quälgeister erstellt.
Die neue Zusammenfassung zeigt deutlich, dass viele Arten ihre Gebiete ausweiten konnten: "In Summe wurden weltweit 45 Arten krankheitsübertragender Gelsen in Regionen eingeschleppt, in denen sie ursprünglich nicht vorgekommen sind. Von diesen haben sich 28 Arten erfolgreich angesiedelt – was das Risiko einer Krankheitsübertragung erheblich erhöht. Besonders besorgniserregend ist der starke Aufwärtstrend: Allein seit dem Jahr 2000 wurden zwölf Arten erstmals in neuen Gebieten registriert", wird Essl zitiert.
Als Hauptgrund für die Ausbreitung gilt der weltweite Handel, der in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Larven überleben zum Beispiel in kleinen Lacken in Autoreifen, die über weite Strecken transportiert werden. Auch international gehandelte Wasserpflanzen bieten ideale Bedingungen. In den neuen Lebensräumen steigen durch die höheren Durchschnittstemperaturen die Überlebenschancen der Gelsen zusätzlich. Der Klimawandel spielt ihnen also in die Hände.
Wenn man bedenkt, wie der Handel weiter zunimmt, "ist es sehr wahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren weiterhin neue Arten eingeführt werden, mit nur schwer vorhersehbaren Folgen", erklärt Co-Studienautorin Anna Schertler. Durch die rasante Ausbreitung der Gelsenarten ist "auch in gemäßigten Regionen wie in Österreich" mit steigenden Gesundheitsrisiken zu rechnen. Deshalb sei es wichtig, Maßnahmen im Handel zu setzen, um das Einschleppungsrisiko zu verringern, so die Forschenden.
Sie geben zu, dass bereits etablierte Arten kaum noch auszurotten sind. Trotzdem müsse die weitere Verbreitung genau dokumentiert und möglichst eingedämmt werden. In Graz versucht man das im Rahmen eines Pilotprojekts: Im Spätsommer wurden rund 600.000 sterile Tigermückenmännchen ausgesetzt. Diese begatten die Weibchen zwar, aber aus den Eiern schlüpft dann kein Nachwuchs.
"Die Ausbringung steriler Männchen ist meiner Einschätzung nach eine sinnvolle Methode", sagt Essl zur APA. Um die Ausbreitung der Tigermücke in Österreich zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen, brauche es aber mehrere Ansätze: Neben der aktiven Bekämpfung durch sterile Männchen auch gezieltes Monitoring wie bei "Mosquito-Alert" und das Vermeiden von offenen Wasserflächen, die als Brutstätten dienen. Dafür sei vor allem die Information der Bevölkerung wichtig. "Auch wenn eine Ausrottung wenig wahrscheinlich ist, so reduziert auch eine verlangsamte Ausbreitung die Gesundheitsrisiken", betont der Ökologe.
Der Beitrag begleitet das "Ö1-Morgenjournal", 23. Oktober 2025.