Hochspannung: Dieses Treffen soll das Ende des schlimmen Konflikts indie Wege leiten. Am Freitag kommt es in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska zum Aufeinandertreffen zwischen dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin. Thema sollen die Bedingungen für ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und europäische Staatschefs sitzen nicht mit am Verhandlungstisch.
Trumps Äußerungen, wonach die Ukraine Gebiete an Russland abtreten müsse, damit sich die russische Armee aus anderen Territorien zurückzieht, sorgen sowohl in Kiew, als auch bei Partnern der USA für Aufregung.
So drängen die europäischen Staatschefs darauf, dass Selenskyj in die Verhandlungen eingebunden werden muss. Trump und Putin dürften nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden, heißt es in Europa.
Auch der ukrainische Präsident hat sich zu Wort gemeldet: "Jede Entscheidung, die gegen unseren Willen getroffen würde, jede Entscheidung ohne die Zustimmung der Ukraine wäre eine Entscheidung gegen den Frieden. Sie würde nichts bewirken. Es wäre eine Totgeburt."
Selenskyj befürchtet, dass sein Land mehrere Gebiete an Russland verlieren könnte. Derzeit kontrolliert Moskau ein Fünftel des Territoriums der Ukraine. "Die Ukrainer werden ihr Land nicht an die Besatzer abgeben. Jeder erkennt Putins Taktik. Er fürchtet die Sanktionen und tut alles, um sie zu vermeiden. Er will eine Pause vom Krieg und von den Massakern gegen eine Legalisierung seiner Besatzung eintauschen. Er will ein zweites Mal Gebiete an sich reißen", so Selenksyj.
Bereits im Jahr 2014 annektierte Russland die Halbinsel Krim. Inzwischen hat Moskau auch die Regionen Luhansk und Donezk annektiert und beansprucht. Nach eine Verfassungsänderung im Jahr 2022 beanspruchte Russland auch die Gebiete Cherson und Saporischschja für sich. Die gänzliche Kontrolle hat Moskau allerdings über keine der Regionen.
Bisher blieb Putin diesbezüglich hart – der Kreml-Chef wollte die Gebiete stets unter russischer Kontrolle wissen. Nun könnte Moskau allerdings von den Forderungen abrücken. In einem am Montag von der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlichten Interview mit dem Kreml-Berater Wiktor Suslow wurden zwei Optionen für eine Übereinkunft genannt.
Demnach sieht die erste Option vor, dass sich die Ukraine aus der Donbass-Region zurückzieht. Damit sind vor allem die Regionen Donezk und Luhansk gemeint. Im Gegenzug würde die russische Armee aus den Regionen Sumy, Dnipropetrowsk und Charkiw abziehen. Weitere Forderungen Moskaus wären, dass die Ukraine die Krim als russisches Gebiet anerkennt, auf einen Nato-Beitritt verzichtet, eine Entmilitarisierung durchführt und ihr föderales System reformiert – für Kiew ist dies jedoch inakzeptabel.
Als zweite Option, die Suslow nannte, bezieht sich auf ein Szenario, indem Selenskyj den russischen Forderungen nicht zustimmt. Demnach sollen die USA dann sämtliche militärische Unterstützung für die Ukraine einstellten und auch dafür Sorge tragen, dass keine US-Waffen über Europa in die Ukraine gelangen.
Unterdessen rücken die russischen Streitkräfte in der Ukraine immer weiter vor. Wie die Auswertung von Daten des US-Instituts für Kriegsstudien (Institute for the Study of War) durch die Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch ergab, übernahm oder beanspruchte die russische Armee im Laufe des Dienstags die Kontrolle über ein Gebiet von 110 Quadratkilometern. Seit Ende Mai 2024 hatte sie nicht mehr so viel Gelände innerhalb eines Tages eingenommen.
Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete am Mittwoch zudem die Einnahme zweier weiterer Dörfer in der ostukrainischen Region Donezk. Die Ortschaften "Suworowo und Nikanoriwka (...) wurden befreit", erklärte das Ministerium in den Onlinemedien. Die Dörfer liegen in der Nähe der ehemaligen Bergbaustadt Dobropillja, die von der ukrainischen Armee gehalten wird.