Benson Boone (23) wandelt auf einem schmalen Grat. Der 23-jährige US-Sänger spielt am 15. Juli ein Konzert in Montreux, wo er den Geist seines Vorbilds atmen will: Freddie Mercury. Der legendäre Queen-Frontmann bezeichnete die Stadt am Genfersee einst als "idealen Rückzugsort" und nahm hier mit seiner Band mehrere Alben auf.
Kaum ein Ort fühlt sich so verbunden mit Freddie Mercury, entsprechend genau dürfte das Publikum am Montreux Jazz Festival darauf achten, ob Benson Boone seinem Vorbild gerecht wird.
Er erreichte weltweite Aufmerksamkeit, als er im April auf der Bühne des Coachellas eine Freddie-Mercury-Imitation wagte. Gemeinsam mit dem Queen-Gitarristen Brian May (77) spielte Benson Boone "Bohemian Rhapsody", einen der größten Songs der Musikgeschichte.
Für seine Darbietung feierten ihn Tausende Menschen um den Globus, doch einigen war es des Guten zu viel. Es gebe eine Grenze zwischen einer Hommage und einer billigen Kopie. Benson Boone habe diese überschritten. "Er verhält sich buchstäblich wie Freddie Mercury auf der Bühne und macht sogar Freddies Sprechchöre. Das war so zum Fremdschämen, peinlich anzusehen. Benson Boone kopiert Freddie zu sehr", schrieb etwa ein Reddit-User stellvertretend für viele.
Das Internet deckte den 23-Jährigen mit Kritik ein, stellte sein künstlerisches Talent infrage und sprach ihm jegliche Originalität ab. Kürzlich ist sein zweites Album "American Heart" erschienen und gleich auf Platz zwei der Billboards 200 Charts eingestiegen. Die Songs darauf klingen kaum noch nach Freddie Mercury. "Während die beschwingten Tracks zeigen, dass Boone seine Pop-Muskeln spielen lassen kann, sind es die bodenständigeren, gefühlsbetonten Songs wie 'Reminds Me of You', die sich wie das Herz der Platte anfühlen", schreiben die Experten bei "Music And Gigs".
Vielleicht lässt er sich in der Schweiz aber doch nochmals zu einer Ehrerweisung an Freddie Mercury hinreißen. Boone könnte gar in der einstigen Villa des Queen-Sängers unterkommen, das Duck House direkt am See ist jedenfalls bis Ende September ausgebucht. Vielleicht vertraut Boone aber auch auf seine eigene Kunst. Auf der Bühne verwandelt er sich ohnehin in einen Showman. Seine Rückwärtssaltos sind zu seinem Markenzeichen geworden und dürften auch das Publikum in Montreux begeistern.