Kurzes Aufatmen nach vielen Wochen der Ungewissheit! Wie berichtet, hat der insolvente Motorrad-Produzent mit Hauptsitz in Mattighofen (Bez. Braunau) eine Finanzierungszusage zur Erfüllung der 30-prozentigen Barquote erhalten. Bedeutet: KTM ist vorerst gerettet.
Es ging um nichts weniger als die Zukunft des Innviertler Traditionsunternehmens: Um den Betrieb wieder starten zu können, mussten bis Freitag 600 Millionen Euro für die Gläubiger aufgestellt werden.
Wie nimmt ein Vertreter der Arbeitnehmer diese Nachricht auf? "Wir sind nach wie vor zirka jeden zweiten Tag im Austausch mit den Betriebsräten", erklärt Wolfgang Gerstmayer, Chef der Gewerkschaft GPA OÖ, auf Anfrage. "Die Finanzierungszusage werte ich als positives Signal. Ich verstehe es als Absicherung des Unternehmens und des Standorts."
„Die Finanzierungszusage werte ich als positives Signal. Ich verstehe es als Absicherung des Unternehmens und des Standorts.“Wolgang GerstmayerChef von GPA OÖ
Mit den Vorständen habe man derzeit eine "gute Basis", so Gerstmayer. "Ich bin optimistisch, aber natürlich weiß ich nicht, was in drei Jahren sein wird." Ein gänzlich anderes Bild zeichnen hingegen Mitarbeiter.
"Die Lage ist nach wie vor angespannt", berichtet etwa ein Beschäftigter, der anonym bleiben will, gegenüber "Heute". "Ich habe nicht viel Hoffnung für den Standort in Mattighofen, die Jobs werden nach Indien wandern. Außerdem glaube ich, dass das neue Geld der Investoren nicht lange reichen wird."
Was die Zukunft von KTM in Österreich betrifft, herrscht wenig Zuversicht: "Ich bin mir sicher, dass der Konzern bald Stück für Stück abwandern wird. Gerüchten zufolge wird sogar die Abteilung Forschung und Entwicklung nach Indien verlagert. Was bleibt dann im Innviertel?", fragt sich eine Frau, die in der Nähe von Mattighofen wohnt. Auch sie möchte anonym bleiben.
„Was bleibt dann im Innviertel?“ehemalige Mitarbeiterin eines KTM-Zuliefererssorgt sich um den OÖ-Standort
Über das Unternehmen findet die Frau keine guten Worte: "In der Firma herrscht das totale Chaos." Ob in der Tankstelle, in der Bäckerei oder im Supermarkt: Im Alltag sei KTM ständig ein Gesprächsthema. "Wenn man in dieser Gegend länger mit jemandem redet, kommt man gleich darauf zu sprechen."
"Die Mitarbeiter wissen nie, wie es weitergeht, sind unsicher. Es soll auch teilweise Missstimmung unter den Beschäftigten herrschen." Manche seien sogar froh, dass sie schon weg sind. "Das macht ja auch psychisch etwas mit einem", berichtet die Innviertlerin.