Bezirksüberblick Wien Wahl

U-Bahn, Sicherheit, Wohnen – das bewegt den Alsergrund

Der Alsergrund kämpft mit Hitze, U-Bahn-Baustellen und sozialen Spannungen – das planen die Parteien. "Heute" hat nachgefragt.
Wien Heute
07.04.2025, 15:16
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Grünflächen sind rar, die Hitze drückend, der Verkehr chaotisch – der Alsergrund steht unter Spannung. Während die neue U-Bahnlinie U5 gebaut wird, streiten Parteien über Lärm, Sicherheit, Entsiegelung und Partizipation. Gleichzeitig wächst der soziale Druck: Konflikte mit Obdachlosen, Drogenprobleme und ein umstrittenes Bezirkslogo sorgen für Zündstoff. Die Wien-Wahl 2025 wird zum Schlagabtausch der Konzepte – und zum Showdown zwischen SPÖ, ÖVP, FPÖ und NEOS.

Klimaschutz und Frauensolidarität – das fordert die SPÖ

Bezirksvorsteherin Saya Ahmad tritt erneut an, gemeinsam mit Christian Sapetschnig und der jüngsten Bezirkskandidatin Maria Marichici (22). Für die SPÖ steht fest: Der Alsergrund soll kühler, grüner – und sicherer für Frauen werden. Mit 31,5 Prozent wurde die SPÖ im Alsergrund 2020 stärkste Kraft.

Die amtierende Bezirksvorsteherin Saya Ahmad fordert einen grüneren Bezirk und betont die Zeichensetzung gegen Gewalt an Frauen.
Sophie Nawratil

Begrünung statt Beton: Der Alsergrund zählt zu den am dichtesten verbauten Bezirken Wiens – gerade einmal 13Prozent der Fläche sind Grün- oder Wasserflächen. Deshalb will die SPÖ neue Bäume, mehr Schatten und gezielte Entsiegelung. Besonders der Julius-Tandler-Platz wird umgebaut: 46 neue Bäume, 2.300m² Grünflächen, Sitzbereiche und Trinkbrunnen sorgen künftig für Kühlung und Erholung mitten im Bezirk.

Servitenviertel als Vorzeigeprojekt: Die Umgestaltung der Servitengasse und Grünentorgasse zur Fußgänger-Zone bringt nicht nur Aufenthaltsqualität, sondern wurde laut SPÖ auch als Musterbeispiel für klimafitte Stadtentwicklung umgesetzt – mit Pflanzen, Wasserspielen und neuen Sitzgelegenheiten.

Bessere Radverbindungen: Die SPÖ forciert eine sichere Verbindung für Radfahrende zwischen Gürtel und Friedensbrücke – sowohl aus Währing als auch Döbling kommend. Auch die Route Glatzgasse–Spittelauer Lände soll modernisiert und ausgebaut werden.

Zeichen gegen Gewalt an Frauen: An dem Ort, wo eine Trafikantin 2021 von ihrem Ex-Partner ermordet wurde, entstand 2023 der feministische Kunstraum "FRAU: schafft Raum". Daneben wurde der "Ni-Una-Menos-Platz" benannt – der erste Platz Wiens, der dem Thema Femizid gewidmet ist.

Sicherheit und Mitbestimmung – das fordert die ÖVP

Elisabeth Fuchs – Internistin, Mutter und politisch tief im Bezirk verwurzelt – tritt als Spitzenkandidatin der ÖVP an. Ihr Programm: Sicherheit verbessern, Begrünung vorantreiben und Bürger frühzeitig einbinden. Die Volkspartei erreichte bei der letzten Wahl 18,32 Prozent und sicherte sich damit den dritten Platz.

Elisabeth Fuchs will im 9. Bezirk für mehr Sicherheit sorgen und kreative Lösungen umsetzen.
ÖVP Wien

Radweg ohne Rücksicht geplant: Der neue Radweg in der Fuchsthallergasse wurde laut ÖVP ohne Einbindung des Bezirks umgesetzt. Neben dem Verlust von über einem Dutzend Parkplätzen bleibe der Gehsteig in Teilen nur 1,60m breit – gefährlich eng, besonders für Familien, Ältere und Menschen mit Behinderung.

Servitenviertel in der Kritik: Das Caritas-Haus Jaro versorgt obdachlose Menschen medizinisch – ein wichtiges Projekt. Doch laut ÖVP kommt es im Umfeld regelmäßig zu Konflikten mit Anrainern. Obwohl im Juni 2024 ein runder Tisch beschlossen wurde, sei dieser bis heute nicht umgesetzt worden.

Mehr Grün durch kreative Lösungen: Die ÖVP schlägt eine Begrünung von Baumscheiben, Straßenrändern und sogar Hauswänden vor – darunter auch Vertikalbegrünung, wie sie in anderen Städten bereits erfolgreich umgesetzt wurde.

"Donau-Stiegen" als Kunstprojekt: Die Vereinsstiege könnte laut ÖVP durch eine thematische Gestaltung – etwa zum Strauß-Jubiläum – als Kunstinstallation zum Blickfang werden: eine Hommage an "An der schönen blauen Donau".

Aufregung um Bezirkslogo: Ein 7.100Euro teures, in SPÖ-Rot gehaltenes neues Bezirkslogo wurde ohne Mitsprache eingeführt. Die ÖVP fordert eine Rückkehr zum traditionellen Wappen – im Sinne der überparteilichen Repräsentation.

Grüne Herausforderin – das fordert Josefa Molitor-Ruckenbauer

Seit 2015 sitzt sie im Bezirksparlament, derzeit ist sie stellvertretende Bezirksvorsteherin – nun will sie ganz nach oben: Josefa Molitor-Ruckenbauer, 57, dreifache Mutter, Unternehmensberaterin und passionierte Donaukanalschwimmerin, tritt für die Grünen an. Sie kritisiert die SPÖ scharf – und will den Alsergrund zur "grünen Herzkammer" Wiens machen. Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 kamen die Grünen im Alsergrund auf 29,2 Prozent – knapp hinter der SPÖ.

Josefa Molitor-Ruckenbauer ist die grüne Spitzenkandidatin im 9. Bezirk und will Bezirksvorsteherin am Alsergrund werden.
c-center / Grüne Wien

Zubetonierter Park? Nicht mit uns! Die Grünen wollen den Arne-Karlsson-Park ausbauen, statt ihn mit Baustellenzufahrten zu verkleinern. Für Josefa ist klar: "Keine weiteren Baumfällungen im Park!"

Spitalgasse begrünen: Weniger Durchzugsverkehr, mehr Grün. Wo derzeit Asphalt dominiert, sollen in Zukunft Pflanzen wachsen.

Bauchaos mit System: Auch am Franz-Josefs-Bahnhof und der Mariannengasse rund um die Med-Uni herrscht Dauerbaustelle – und kaum Rücksicht auf Anrainer.

Radweg-Fail: Die SPÖ ließ dort, wo ein Zweirichtungsradweg geplant war, neue Bäume pflanzen. Jetzt müssen sie wieder weg. Für die Grünen ein Sinnbild verfehlter Verkehrspolitik.

Schuldenabbau und Ordnung – das fordert die FPÖ

Die FPÖ sieht den Alsergrund am finanziellen und sicherheitspolitischen Abgrund. Sie fordert eine politische Kehrtwende und spricht von Chaos in der Bezirksvertretung. Die Freiheitlichen erreichten 2020 5,3 Prozent – und lagen damit knapp über der Fünf-Prozent-Marke. Mit Spitzenkandiat Gregor Amhof will man das letzte Ergebnis noch ausbauen.

Spitzenkandidat Gregor Amhof will das FPÖ-Ergebnis noch ausbauen.
FPÖ Wien

Bezirk finanziell überfordert: Der Finanzausschuss beschreibt die Budgetlage laut FPÖ als "äußerst angespannt". Für sie steht fest: Die aktuelle Ausgabenpolitik ist nicht zukunftsfähig.

Sicherheitslage verschärft sich: An mehreren Orten – etwa Julius-Tandler-Platz und Donaukanal – herrsche laut FPÖ Drogenmissbrauch und Alkoholmissbrauch. Sie fordert härtere Maßnahmen, stärkere Polizeipräsenz und klare Regelungen.

Chaos im Bezirksparlament: Austritte von SPÖ- und Grünen-Funktionären hätten die Bezirksvertretung destabilisiert. Die FPÖ kritisiert eine "Realitätsverweigerung" der Mehrheit – und fordert politische Erneuerung.

Klare Forderungen: Abschaffung von Bettelpräsenz, Waffen im öffentlichen Raum und Alkoholkonsum an neuralgischen Punkten. Zudem brauche es Freiraum für die Bevölkerung – und nicht nur Prestigeprojekte.

Transparenz und zukunftsfitte Planung – das fordern die NEOS

Rudolf Mayrhofer-Grünbühel ist Bezirkschef und Spitzenkandidat der NEOS am Alsergrund. Der Unternehmer setzt auf Mitbestimmung, Klimaschutz und smarte Stadtentwicklung. Die NEOS kamen 2020 auf solide 9,5 Prozent.

Rudolf Mayrhofer Grünbühel ist NEOS Spitzenkandidat für den Alsergrund.
NEOS Wien

➤ U-Bahn-Bau muss mit Bürger geplant werden: Beim U-Bahn-Projekt U5 wurden laut NEOS wesentliche Fehler gemacht. Etwa beim Arne-Karlsson-Park: Die Zugänge zur Station liegen ausschließlich parkseitig – auf der Seite der Wohnhäuser fehlt ein Aufgang, was bedeutet, dass Menschen künftig stets die stark befahrene Währinger Straße überqueren müssen.

➤ Frankplatz neu denken: Rund um die U5-Baustellen soll ein gesamtheitliches Gestaltungskonzept entstehen – gemeinsam mit Anrainern. Die NEOS wollen den Bereich bis zur Markthalle in der Nussdorfer Straße als zukunftsorientiertes Grätzl entwickeln.

➤ Politik verständlich machen: Livestreams, Mediathek und öffentliche Anträge wurden von den NEOS initiiert. Jetzt sollen weitere Tools folgen – etwa Grätzl-Chats oder Beteiligungsplattformen.

➤ Zukunft sichern durch Haushaltsdisziplin: Der Schuldenstand des Bezirks müsse gesenkt werden, um zukünftige Investitionen zu ermöglichen.

➤ Wirtschaft entlasten, nicht blockieren: Die NEOS kritisieren übertriebene Schanigarten-Regeln und Bürokratie für Betriebe. Sie fordern faire Bedingungen für Gastronomie und Nahversorger – als Basis für lebendige Grätzl.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 08.04.2025, 14:15, 07.04.2025, 15:16
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