Einen Tag nach dem Überfall auf ein katholisches Internat in Nigeria ist jetzt bekannt, wie viele Schülerinnen verschleppt wurden: Bei dem Angriff wurden 303 Schülerinnen und zwölf Lehrer entführt, das teilte die Christian Association of Nigeria am Samstag mit. Das habe eine Überprüfung der Anwesenheitslisten ergeben.
Nach Angaben der Kirche sind in der Nacht auf Freitag bewaffnete Angreifer in das Internat der St. Mary's-Schule in Papiri im Zentrum Nigerias eingedrungen. Sie haben die Schülerinnen und Lehrer verschleppt. Ein Sicherheitsmann wurde erschossen. Erst am Montag hatten Bandenmitglieder 25 Schülerinnen aus einem Internat in Kebbi im Nordwesten des Landes entführt.
Als Reaktion auf diese Entführungen sagte der nigerianische Präsident Bola Tiubu seine Teilnahme am G20-Gipfel in Johannesburg ab. Viele Schulen wurden aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen.
Seit Jahren greifen schwer bewaffnete Banden immer wieder ländliche Gebiete im Nordwesten und im Zentrum Nigerias an. Ziel ist es, Menschen zu entführen und Lösegeld zu erpressen. Tausende Menschen sind dabei schon getötet worden. Die Banden haben ihre Lager in einem riesigen Waldgebiet, das sich über mehrere Bundesstaaten zieht.
Vor mehr als zehn Jahren sorgte die Verschleppung von 276 Mädchen aus ihrer Schule im nigerianischen Chibok weltweit für Aufsehen. Einige dieser Mädchen gelten bis heute als vermisst.
Nigeria wird immer wieder von Konflikten zwischen verschiedenen Volksgruppen erschüttert. Dabei werden sowohl Christen als auch Muslime Opfer. Das bevölkerungsreichste Land Afrikas ist in einen mehrheitlich muslimischen Norden und einen überwiegend christlichen Süden geteilt. Die Behörden in Nigeria weisen Vorwürfe zurück, dass Christen gezielt verfolgt würden.
Anfang des Monats hat die US-Regierung Nigeria wegen angeblich gezielter Tötungen von Christen mit einem Militäreinsatz gedroht. US-Präsident Donald Trump behauptete, Christen seien in Nigeria einer "existenziellen Bedrohung" ausgesetzt.