Schon seit fast einem Jahr steht die ukrainische Stadt Pokrowsk, wenn man russischen Medien Glauben schenkt, "kurz vor dem Fall". Doch ähnlich wie einst die zum Symbol des ukrainischen Widerstands gewordene Stadt Bachmut erweist sich auch Pokrowsk als ganz harter Brocken.
"Immerhin" haben die Russen die Stadt in den letzten 12 Monaten schon halb eingekesselt. Von einem "Durchbruch" könne aber weiterhin keine Rede sein, widerspricht die ukrainische Armee aktuellen Gerüchten. "Das Durchsickern russischer Kleingruppen bedeute noch nicht, dass sie diese Gebiete auch unter Kontrolle bringen"
Was genau ist passiert? Laut Berichten der ukrainischen Militärführung wurden am 11. August 2025 insgesamt 35 russische Angriffe in der Region Pokrowsk registriert. Dabei sind russische Truppen nördlich von Pokrowsk um bis zu 10 Kilometer (bzw. 18 Kilometer innerhalb von zwei Tagen) in Richtung Dobropillia vorgedrungen und haben einen Keil in die ukrainische Verteidigung geschlagen.
Die russischen Streitkräfte haben dabei eine Taktik angewandt, bei der kleine Gruppen von Soldaten die Frontlinien durchbrachen und sich dann zu größeren Einheiten zusammenschlossen, um einen Hauptangriff zu starten. Diese Vorgehensweise führte zu einem schnellen Vorstoß in die Dörfer Kucheriv Yar und Zolotyi Kolodiaz, von wo aus die russischen Truppen weiter in Richtung Vesele vorrückten. Dabei wurden vorbereitete, aber nicht besetzte ukrainische Verteidigungsstellungen umgangen.
Die Ukraine bestreitet nun Meldungen über diesen "Durchbruch" an der Front – bzw. relativiert ihn als nicht nachhaltig. In Reaktion auf diese Entwicklungen hat die Ukraine Eliteeinheiten, darunter das 1. Azov-Korps der Nationalgarde, in der Region Pokrowsk stationiert, um die russischen Angriffe abzuwehren und die Front zu stabilisieren. Wie brisant die Lage ist, zeigt auch die aktuelle Karte des Institute for the Study of War (ISW), in der die Hauptgefechtszonen der letzten Tage eingezeichnet sind:
Die Situation bleibt angespannt, da die russischen Truppen weiterhin Druck auf die ukrainischen Verteidigungsstellungen ausüben und die Nachschublinien gefährden. Die kommenden Tage werden entscheidend sein, um zu bestimmen, ob die Ukraine in der Lage ist, den russischen Vormarsch zu stoppen und die Kontrolle über die Region zu behalten.
Die jüngsten Entwicklungen werfen zudem Fragen hinsichtlich der bevorstehenden Gespräche zwischen den Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin auf, die möglicherweise Einfluss auf den weiteren Verlauf des Konflikts haben könnten.