Für jeden Kill gibt es Punkte aufs Konto: In der Ukraine kämpfen Soldatinnen und Soldaten nicht nur für ihr Land – sondern auch für einen möglichst hohen Punktestand.
Das Bonusprogramm ist Teil des Projekts "Army of Drones" der ukrainischen Regierung. Soldaten erhalten "Kampfpunkte", indem sie Drohnenvideos hochladen, auf denen die Zerstörung russischer Ziele festgehalten wird.
Je nach Ziel gibt es unterschiedlich viele Punkte: Laut "Politico" bringt ein beschädigter Panzer 20, ein zerstörter 40 Punkte. Ein mobiles Raketensystem bringt – je nach Kaliber – bis zu 50 Punkte. Für die Tötung eines feindlichen Soldaten gab es zuvor zwei Punkte aufs Konto: Diese Punktezahl wurde mittlerweile auf sechs erhöht, womit sich "die Anzahl vernichteter Feinde in einem Monat verdoppelt hat", erklärte Mychajlo Fedorow, stellvertretender ukrainischer Ministerpräsident und Digitalminister, gemäß "Politico" an einer Konferenz zu Militärtechnologie in Kiew. "Es handelt sich hierbei nicht nur um ein Motivationssystem, sondern um einen Mechanismus, der die Regeln des Krieges verändert", betonte er.
Truppen tauschen die verdienten Punkte auf einem Amazon-ähnlichen Webshop namens "Brave 1" gegen Waffen ein. Den Start der Plattform kündigte die ukrainische Regierung Ende April auf Telegram an. Fedorow teilte dabei mit, dass der Marktplatz bereits "über 1000 Lösungen" anbiete – von Drohnen über Bodenroboter und elektronische Kampfführung bis hin zu KI-basierten Werkzeugen und Munition.
Auf dem Online-Marktplatz sind derzeit keine in Punkte umgerechneten Preise ersichtlich. Gemäß "Politico" soll eine Vampir-Drohne jedoch 43 Punkte kosten. Die direkt beim Hersteller bestellten Waffen werden dann innerhalb einer Woche an die Front geliefert – die Kosten übernimmt die Regierung.
Das ukrainische Militär will damit sicherstellen, dass die effizientesten Einheiten mehr Ausrüstung erhalten. Zudem können die Soldaten die Waffensysteme anschließend auf der Plattform bewerten. Das scheint auf Interesse zu stoßen – bereits haben sich laut "Politico" rund 90 Prozent der ukrainischen Drohnen-Einheiten beim Portal angemeldet und Punkte gesammelt.
Auf der Plattform ist eine Rangliste mit Stand März aufgeschaltet: Spitzenreiter ist demnach die 414. Infanteriebrigade "Vögel der Magyaren", eine Eliteeinheit für Drohnenführung – dicht gefolgt von der Spezialeinheit "Alfa" des ukrainischen Inlandgeheimdienstes SBU. Auf Platz drei reiht sich die "Lasar Gruppe" ein, eine Spezialeinheit der ukrainischen Nationalgarde. Wie viele Punkte die Truppen zusammengerauft haben, wird nicht angegeben.
Gemäß "Politico" soll Fedorow jedoch die Erfolge der "Vögel der Magyaren" hervorgehoben – und dabei auch deren Punktestand verraten haben. Demnach habe die Eliteeinheit über 16.298 Punkte auf dem Konto. Genug für 500 FPV-Drohnen für Einsätze am Tag, 500 Drohnen für Nachteinsätze, 100 Vampir-Drohnen und 40 Aufklärungsdrohnen, so der stellvertretende Ministerpräsident.