US-Präsident Donald Trump hat am Freitag ein Dekret unterzeichnet, das dem US-Verteidigungsministerium ("Department of Defense") den früheren Namen "Department of War" zurückgibt – zumindest als Zweitbezeichnung. Offiziell entscheiden zwar weiterhin die Abgeordneten im Kongress über den Titel, doch Trump will damit ein Zeichen setzen. Die aktuelle Bezeichnung sei ihm "zu defensiv" und "zu woke". Mit dem Kriegsministerium knüpft er an eine Tradition an, die von 1789 bis 1949 galt. "Das war der Name, als wir den Ersten und den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben", sagte er.
Kritiker sprechen von gefährlicher Kriegsrhetorik. Und sie betonen eine Widersprüchlichkeit. Denn Trump machte Wahlkampf mit dem Versprechen, Kriege zu beenden. Und will sich selber wieder für den Friedensnobelpreis ins Gespräch bringen. Befürworter sehen darin ein notwendiges Signal der Stärke gegenüber Rivalen wie China. Das Weiße Haus erklärte, der neue Name sende "eine stärkere Botschaft der Bereitschaft und Entschlossenheit". Verteidigungsminister Pete Hegseth sprach von einer "Wiederbelebung des Kriegerethos".
Für den USA-Experten Johann Aeschlimann kommt die Umbenennung nicht überraschend: "Trumps Ideologie beruht auf dem Gedanken, Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Er will das Bild einer Nation schaffen, die offensiv handelt und nicht nur verteidigt. Deshalb spricht er vom Kriegsministerium. Das ist eher Eigenwerbung als eine echte Änderung", sagt er. "Ich denke auch nicht, dass Trump damit gegenüber Europa etwas demonstrieren will. Die Botschaft richtet sich nach innen: Trump will der eigenen Bevölkerung Stärke zeigen und gegenüber den politischen Gegnern ein Zeichen setzen und Macht demonstrieren."
Aeschlimann sagt, dass die Umbenennung ein bestimmtes Weltbild zeigt: "Trump will eine Krieger-Mentalität einführen. Er stößt die ‹Tauben› – die Schwachen – weg und setzt auf ‹Falken› – die Starken. Das passt zu seiner Anti-Woke-Politik." Der Begriff steht für ihn nicht nur für militärische Härte, sondern auch für einen Kulturkampf gegen alles, was ihm zu weich, zu liberal oder zu kritisch erscheint, so der US-Experte.
Aeschlimann erinnert an die Geschichte: Schon im Deutschen Kaiserreich nach 1870 habe man mit einer "schimmernden Wehr" Stärke zeigen wollen. Auch heute sei der Rückgriff auf solche Symbole ein innenpolitisches Spiel und nicht ein außenpolitisches Manöver. "Die Botschaft richtet sich an die eigene Bevölkerung. Man will Härte und Entschlossenheit zeigen", sagt er.
Manche Amerikanerinnen und Amerikaner stünden dem propagierten "Kriegerethos" skeptisch gegenüber. Die Reaktionen der Gesellschaft könnten laut Aeschlimann spannend werden: "Wenn man in die europäische Literatur schaut, war die wichtigste Waffe gegen Militarismus immer die Lächerlichmachung", sagt Aeschlimann.
Auch die Amerikaner hätten eine große Kraft, Dinge ins Absurde zu ziehen. "Ich könnte mir vorstellen, dass das Militärische in den nächsten Jahren immer öfter satirisch zerlegt wird. Das kann wirkungsvoller sein als laute Proteste und gleichzeitig die Spaltung im Land noch vertiefen."