Der 17. September 2009 ist vielen Menschen in der deutschen Stadt Ansbach in düsterer Erinnerung geblieben. Der damals 18-jährige Georg R. betrat an diesem Tag sein Gymnasium. Dabei war er mit einer Axt, Messern und Molotow-Cocktails bewaffnet.
Im Gebäude angekommen attackierte er mehrere Schüler und das Lehrpersonal. Mehrere Jugendliche wurden bei dem schrecklichen Vorfall verletzt, der Täter selbst wurde erst durch den bewaffneten Einsatz von Polizisten gestoppt – auch in Österreich sorgte die Horrortat für Schlagzeilen.
Im Jahr 2010 kam es dann zum Gerichtsverfahren. Die Anklage lautete auf versuchten Mord in nicht weniger als 47 Fällen. Zusätzlich zu einer Strafe von neun Jahren Jugendknast ordnete die Jugendstrafkammer des Landgerichtes Ansbach die unbefristete Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik an.
Dort wurde Georg R. aufgrund einer schizoiden Persönlichkeitsstörung als gemeingefährlich eingestuft und mit Gesprächs-Therapien behandelt.
Bis zum 16. August 2025 saß der heute 34-Jährige in der Erlanger Forensik. Nach einem für diesen Tag genehmigten Ausgang schlug das Personal allerdings Alarm. Georg R. war von seinem Freigang nicht zurückgekehrt. Nach ihm wurde deutschlandweit und mit einem europäischen Haftbefehl gefahndet.
Die Spuren führten zunächst zu einer Bekannten aus den Niederlanden. Die Ermittler vermuteten, dass der 34-Jährige die Frau in München treffen wolle. Doch dort hielt sich Georg R. nicht auf. Wie die "Bild" berichtet, setzte sich der Mann nach Kolumbien ab. Auch einen Reisepass habe er bei seiner Flucht nach Südamerika vorweisen können.
Schlussendlich kamen ihm die Ermittler jedoch auf die Spur. Am Sonntag verkündete die Staatsanwaltschaft Ansbach, dass Georg R. in Kolumbien gefasst und nach Deutschland überstellt wurde.
Durch die Zusammenarbeit von Zielfahndern des Bayerischen Landeskriminalamts, einem Verbindungsbeamten des BKA vor Ort und der kolumbianischen Polizei habe man den 34-Jährigen schnappen können, erklärte der Ansbacher Oberstaatsanwalt Friedrich Weitner. Mittlerweile befände sich Georg R. wieder in der Forensik.
Überrascht angesichts der schnellen Rückführung seines Mandanten hat sich der Münchner Anwalt David Mühlberger im Gespräch mit der "Bild" gezeigt. Demnach habe Georg R. nach 16 Jahren Unterbringung in der geschlossenen Einrichtung lediglich sein altes Leben hinter sich lassen und fernab vom System leben wollen, versuchte Mühlberger zu beruhigen.
Er sei davon überzeugt, dass von seinem Mandanten keine Gefahr mehr ausgehe und er keine weiteren Straftaten geplant hätte. Trotzdem dürfte die Flucht nun Folgen für den ehemaligen Amokläufer haben. Bis auf Weiteres seien sämtliche Lockerungen für ihn gestrichen.
Im Jahr 2027 wollte sein Anwalt die Freilassung von Georg R. erreichen. Ob es nach dieser Aktion nun tatsächlich dazu kommen wird, ist ungewiss.