Die USA wollen Grönland offenbar militärisch stärker in den Fokus rücken. Laut CNN prüft das Pentagon, ob die Zuständigkeit der größten Insel der Erde vom US European Command (Eucom) auf das US Northern Command (Northcom) übertragen werden soll. Eucom, mit Sitz in Stuttgart (D), koordiniert die US-Militäraktivitäten in Europa und angrenzenden Gebieten wie Grönland. Northcom mit Hauptquartier im US-Bundesstaat Colorado ist dagegen für die Verteidigung des US-Festlands zuständig. Mit dem Wechsel würde Grönland direkt unter den Schutz des Kommandos für Nordamerika fallen – ein Schritt, der weitreichende politische Folgen haben könnte. Das Pentagon wollte sich zu den Überlegungen laut CNN nicht äußern.
Präsident Donald Trump hatte in der Vergangenheit mehrfach erklärt, die USA "brauchten" Grönland, und ließ auch militärisches Vorgehen offen. In einem NBC-Interview sagte er: "Ich schließe nichts aus. Ich sage nicht, dass ich es tun werde, aber ich schließe nichts aus." Weiter erklärte er: "Wir brauchen Grönland sehr dringend. Grönland hat nur wenige Menschen, um die wir uns kümmern werden, die wir schätzen werden und all das. Aber wir brauchen es für die internationale Sicherheit."
Politisch wäre der Schritt heikel. Grönland ist ein autonomes Gebiet des Königreichs Dänemark, das befürchtet, der Wechsel könne den Eindruck erwecken, Grönland gehöre nicht mehr zu Dänemark. "Das sendet ein falsches Signal", sagte ein Insider.
Befürworter der Verlagerung betonen die strategische Bedeutung Grönlands. Die dortige Pituffik Space Base (früher Thule Air Base) gilt als wichtiger US-Stützpunkt in der Arktis. Grönland spielt zudem eine zentrale Rolle im Wettbewerb mit Russland und China. Ein US-Beamter sagte, das Gebiet werde bei Eucom wegen der Entfernung zu Mitteleuropa oft übersehen, für Northcom aber sei es wichtig, um Bedrohungen Richtung USA früh zu erkennen. Der aktuelle US-Geheimdienstbericht erwähnte Grönland mehrfach im Zusammenhang mit chinesischen und russischen Aktivitäten.
Zusätzlich belastet ein neuer Streit die Beziehungen zwischen den USA und Dänemark. Laut dem "Wall Street Journal" sollen US-Geheimdienste ihre Aktivitäten in Grönland verstärken, um mehr über die Unabhängigkeitsbewegung und die Haltung zu US-Rohstoffprojekten zu erfahren.
Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen sagte am Mittwoch in der polnischen Hauptstadt Warschau: "Ich habe den Artikel gelesen, und er beunruhigt mich sehr, weil wir keine Freunde ausspionieren." Er kündigte an, den US-Geschäftsträger ins Außenministerium einzubestellen: "Wir wollen sehen, ob wir diese Informationen bestätigen können, die doch ziemlich beunruhigend sind."