Seit Donald Trump in den USA an der Macht ist, hat Russland seine Angriffe gegen die Ukraine deutlich verstärkt. Dabei versucht das russische Militär, die ukrainische Flugabwehr zu überlasten: Raketen und Drohnen werden in großen Wellen gegen das Nachbarland geschickt. In der Hauptstadt Kiew wurden allein im Juni mehr als 40 Menschen getötet.
Unter diesen Umständen ist die Nachricht des teilweisen Lieferstopps, die Kiew nun aus den USA erreichte, umso bitterer. Betroffen seien Raketen und Munition, berichteten "Politico" und der Sender NBC News unter Berufung auf Verteidigungsbeamte und Kongressmitglieder.
Ein Teil der Waffen befand sich bereits auf dem Weg in die Region, wurde aber noch vor der Übergabe an die Ukraine angehalten. Zur gestoppten Lieferung gehörten:
Die Waffen stammen sowohl aus Beständen der US-Streitkräfte, sind aber auch im Rahmen der "Ukraine Security Assistance Initiative" während der Amtszeit von Joe Biden bei der US-Rüstungsindustrie bestellt worden.
Das Pentagon begründet den Schritt damit, dass sich die eigenen Lagerbestände zu Ende neigten. Dies nach der jahrelangen US-Unterstützung für Kiew im Abwehrkampf gegen Russland, aber auch wegen der Militäroperationen im Nahen Osten. Hier kämpfen die USA im Jemen gegen die Houthi-Rebellen und unterstützen Israel gegen Iran.
Vor diesem Hintergrund hatte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth vor einigen Wochen eine Bestandsaufnahme der US-Munitionsvorräte angeordnet. Bis zum Abschluss dieser Überprüfung könnten Munition und andere Waffen zurückgehalten werden, heißt es laut "NBC News" aus Regierungskreisen. Sollte sich die Knappheit bestätigen oder die Waffen anderswo benötigt werden, könnte der Stopp sogar noch länger dauern.
Militärexperten sind besorgt: Der Lieferstopp könnte tatsächlich die Verteidigung der Ukraine stark schwächen. "Der Bedarf an Patriot-Raketen ist viermal so hoch wie bislang", sagt Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer zu 20 Minuten.
"Die Ukraine hat einen eklatanten Gleichzeitigkeitsbedarf: Sie muss ihre Städte schützen und die russischen Jets abschießen, die Gleitbomben abwerfen - und beides mit immer weniger Raketen. Russland dagegen hat nicht nur seine Raketenangriffe vervierfacht. Es ist mittlerweile auch in der Lage, 200 Marschflugkörper im Monat zu produzieren."
Auf der anderen Seite sei in den USA der Sperrbestand in vielen Waffenbereichen offenbar erreicht, während Washington an weitere Konflikte gebunden sei.
Was also droht der Ukraine, sollten die USA tatsächlich nachhaltig keine Waffen und Munition mehr liefern? "Wir wissen nicht exakt, welche Systeme und wie viel Munition Kiew noch in der Hinterhand hat - doch die russischen Treffer sind immer verheerender und an den hohen Abschussraten lässt sich der Stand ablesen, an dem die ukrainischen Abwehrraketen noch eingesetzt werden können", so Reisner. "Sollte es bei der Liefersperre bleiben, dürften wir die Folgen bereits zum Ende des Sommers sehen."
Unter diesen Voraussetzungen wird für die Ukraine die Hilfe aus Europa noch wichtiger. Bei der Stärkung der Luftabwehr könnte etwa Deutschland noch eine stärkere Rolle spielen. Berlin hat - neben den US-Patriot-Systemen aus dem Bundeswehrbestand - auch die Eigenproduktion Iris-T an Kiew übergeben. Diese Systeme haben sich beim Schutz von Städten bewährt. Inzwischen stehen sechs Iris-T-Systeme in der Ukraine.
Für die Abwehr von Drohnen sind zudem auch die von Deutschland gelieferten Flugabwehrkanonenpanzer Gepard geeignet. Ballistische Raketen können allerdings bisher nur mit amerikanischen Patriot-Systemen abgefangen werden.