Da wo viele Autos fahren, wird die Luft schlechter. Feinstaub und Stickstoff gelangen in den Luft, wo Menschen sie dann einatmen. Luftschadstoffe machen krank, verursachen Atemwegs- und Herzkreislauf-Erkrankungen, fördern Diabetes und Neurodermitis, macht Umweltmediziner Hans-Peter Hutter aufmerksam.
Eine Analyse des VCÖ zeig nun, dass derzeit geltende Grenzwert in Niederösterreich im Jahr 2024 zwar eingehalten wurden, die Luftqualität aus gesundheitlicher Sicht jedoch nicht gut genug ist. Die Analyse basiert auf Daten des Umweltbundesamtes.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt zusätzlich Grenzwerte an, die nicht überschritten werden sollten, um gesundheitliche Nachteile zu vermeiden. An 18 Messstellen sollen diese Werte laut dem VCÖ überschritten worden sein.
"Dank zahlreicher Maßnahmen ist die Luftverschmutzung in Niederösterreich in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Aber die Belastung durch Feinstaub und Stickstoffdioxid ist aus Gesundheitssicht nach wie vor zu hoch. Die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werte werden an vielen Messstellen überschritten", fasst VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky zusammen.
Da die aktuellen Schadstoffgrenzwerte zu hoch sind, wurde in der EU eine Reduktion der Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid beschlossen. Doch diese treten erst im Jahr 2030 in Kraft und sie sind doppelt so hoch wie die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Werte.
Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien warnt vor den Gesundheitsschäden durch Schadstoffe: "Autoabgase wie Ultrafeinstaub, Stickstoffdioxid und Co haben es in sich. Schon vor mehr als zehn Jahren wurde Luftverschmutzung als nachweislich krebserregend eingestuft", so der Mediziner.
Neben Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislaufsystems gäbe es auch immer mehr Hinweise, dass Luftschadstoffe auch das Gehirn schädigen können, etwa im Zusammenhang mit Demenz.
"Partikel fördern zum Diabetes und Neurodermitis. Leider wurden die Gesundheitsfolgen lange heruntergespielt, etwa die Toxizität von Dieselabgasen und von NO2 geleugnet", so Hutter weiter. "Daher gibt es trotz diverser Verbesserungen noch viel Luft nach oben, was Maßnahmen zur Reduktion von Abgasen betrifft".
In Niederösterreich wurde im Vorjahr der ab dem Jahr 2030 geltende EU-Grenzwert für Feinstaub an neun Messstellen überschritten, der aus Gesundheitssicht empfohlene Wert bei 21 Messstellen, macht der VCÖ aufmerksam. So etwa in St. Valentin, Tulln und Klosterneuburg.
Die österreichweit höchste Belastung gab es in Graz mit einem Jahresmittelwert von rund 16 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. In Niederösterreich war die Feinstaub-Belastung in St. Pölten mit elf Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft im Durchschnitt am höchsten.
Der Luftschadstoff Stickstoffdioxid kann Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Lungenschäden verursachen. Zudem sind Stickoxide die Vorläufersubstanz von Ozon. Für mehr als die Hälfte der Stickoxid-Belastung ist der Verkehr verantwortlich, insbesondere Dieselabgase. "Auch deshalb ist die steuerliche Begünstigung von Diesel endlich abzuschaffen", betont der VCÖ.
"Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Je mehr Schadstoffe in der Luft sind, umso mehr atmen wir ein. Das Risiko schwerer Erkrankungen nimmt vor allem für Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen zu. Umso wichtiger ist es, rasch Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffbelastung umzusetzen. Der Verkehr kann dafür einen großen Beitrag leisten", stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.