Wirbel um die Welser FPÖ: Ein Eintrag auf der Homepage der Stadt Wels bezeichnete die Reichspogromnacht als "Vergnügungsveranstaltung".
Die Reichspogromnacht, auch "Kristallnacht" genannt, war einer der brutalsten Vorläufer des Holocaust: In der Nacht auf den 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland und Österreich Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte zerstört und Hunderte Menschen verschleppt oder ermordet.
Laut Schätzungen gab es zwischen 7. und 13. November 1.000 bis 2.000 jüdische Todesopfer.
Die Pogrome markierten den Übergang von der Diskriminierung jüdischer Menschen hin zu ihrer systematischen Verfolgung und Vernichtung.
Dass diese Nacht der Gewalt nun in einem Veranstaltungskalender der Stadt auftauchte – und dann noch mit dem Etikett "Vergnügungsveranstaltung" –, sorgt für Empörung. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), spricht von "Heuchelei sondergleichen".
FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl habe zum Gedenken eingeladen, während seine Partei gleichzeitig im Parlament den umstrittenen Franz Dinghofer – einen bekannten Antisemiten – durch ein nach ihm benanntes Symposium ehre. Rabl schweige zur "Nazi-Ehrung seiner Partei und missbraucht die Holocaust-Opfer".
Auch Werner Retzl von der Welser Initiative gegen Faschismus ist entsetzt: "Da wurde nicht etwa eine Kundgebung zur Reichspogromnacht angekündigt, sondern die Reichspogromnacht selbst." Das MKÖ hat den Eintrag dokumentiert und einen Screenshot veröffentlicht.
"War das bewusste Verhöhnung oder nur grenzenlose Gefühllosigkeit?", fragt Mernyi. "Man muss sich vorstellen, was in Holocaust-Opfern und ihren Nachkommen vorgeht, wenn sie so etwas lesen." Retzl ergänzt: "Der nationalsozialistische Massenmord ist keine Gaudi und darf auch auf der Werbeplattform der Stadt Wels nicht so dargestellt werden."
Rabl trage die politische Verantwortung, "nach seinen vielen bisherigen 'Einzelfällen' ist das ein weiterer Rücktrittsgrund!", so Retzl. Der Vorfall reiht sich in eine Serie von Skandalen rund um die Welser FPÖ – und sorgt bei Beobachtern erneut für Kopfschütteln über den Umgang mit der eigenen Geschichte.