Der Amoklauf an einer Grazer Schule erschüttert ganz Österreich. In Wien wird nun diskutiert, wie man Schüler künftig besser schützen kann. Bildungsstadträtin Bettina Emmerling (NEOS) sagte dazu im "ORF"-Interview: "Ich kann mir bauliche Veränderungen vorstellen – zum Beispiel Zugangssperren oder Schließanlagen, die nur bestimmten Personen oder zu bestimmten Uhrzeiten Zutritt erlauben."
Gleichzeitig warnte die Vizebürgermeisterin vor überzogenen Reaktionen: "Schulen sollen keine Festungen werden. Es sind Orte der Begegnung, wo wir zusammenkommen." Trotzdem müsse man handeln – der tragische Vorfall in Graz habe gezeigt, dass offene Strukturen auch Schwachstellen mit sich bringen können.
Derzeit gelten Bildungseinrichtungen in Wien als "offene Orte". Zwar ist der Zutritt für schulfremde Personen offiziell untersagt – in der Praxis ist der Zugang aber oft unkontrolliert. Sicherheitsexperte Martin Wiesinger vom Verband für Sicherheitsunternehmen Österreich schlägt deshalb eine risikobasierte Einstufung der Schulstandorte vor: "Je nach Gefährdungspotenzial sollten passende Sicherheitsmaßnahmen gewählt werden."
Auch die Stadt selbst will aktiv werden. Laut Emmerling startet jetzt ein umfassender Prozess: "Die MA 56 wird gemeinsam mit den Bezirken prüfen, welche Maßnahmen an welchen Schulstandorten sinnvoll sind." Ziel sei ein individuell angepasstes Sicherheitskonzept – je nach Lage, Größe und Struktur der Schule.
Im aktuellen Bundesbudget ist zwar mehr Geld für Bildung vorgesehen, doch wie schnell dieses tatsächlich in den Wiener Schulen ankommt, ist fraglich. Emmerling mahnt zur Geduld: "Wir müssen uns das jetzt Bundesländer-übergreifend ansehen." Klar sei nur: Es herrscht akuter Personalmangel – besonders in der Schulpsychologie.
"Wir müssen konsequent Unterstützungspersonal ausbauen – am besten eine zusätzliche Person pro Schule", so die NEOS-Politikerin. Gerade psychosoziale Betreuung werde immer wichtiger, um Probleme wie Mobbing, Gewalt oder Überforderung frühzeitig zu erkennen.
Als kurzfristige Hilfe empfiehlt Emmerling das Workshopprogramm "Wiener Bildungschancen". Seit Ende 2023 erhalten alle Wiener Pflichtschulen ein eigenes Budget, um externe Angebote von Vereinen, NGOs oder Expertinnen in den Schulalltag zu holen.
"Gerade im Bereich Mental Health und Mobbing werden hier viele Kurse angeboten", betont Emmerling. Die Programme sollen Schülerinnen und Schüler stärken, Lehrkräfte entlasten – und ein erster Schritt sein, um Schulen sicherer und stabiler zu machen.