Trauriger Anblick: Vertrocknete Blätter sah man heuer schon Mitte August.
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Wer derzeit durch Parks oder Alleen spaziert, traut oft seinen Augen nicht: Schon seit Mitte August zeigen viele Bäume braune, vertrocknete Blätter. Doch der vorgezogene Blattfall ist kein frühes Zeichen für den Herbst - sondern ein klares Warnsignal.
"Zur Hauptwachstumszeit im Mai und Juni war es viel zu trocken. Jetzt, nach dem extrem nassen Juli, werfen viele Bäume frühzeitig das Handtuch", erklärt Botaniker Andreas Tribsch von der Uni Salzburg im ORF-Talk. Die Bäume hätten sich aus Energiemangel quasi selbst in die Herbstpause geschickt.
Von Extremwetter und Schädlingen sind Kastanien besonders stark betroffen. Diese leiden nicht nur unter der alljährlichen Miniermotte, sondern heuer zusätzlich unter einem Pilz, der sich durch den feuchten Sommer besonders wohlfühlt, so Experten.
Eine Lösung seien robustere Sorten. Statt der empfindlichen weiß blühenden Rosskastanie setzt man vielerorts nur noch auf die rote Variante - diese bleibe von der Miniermotte verschont. Auch andere mediterrane Arten, die Trockenheit besser aushalten, werden verstärkt gepflanzt.
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1. Frühzeitiges Welken: Durch lange Trockenphasen, wie sie aufgrund des Klimawandels häufiger auftreten, geraten Bäume unter Stress. Wenn in der Hauptwachstumszeit (Mai bis Juli) nicht genug Wasser zur Verfügung steht, stellen sie ihren Stoffwechsel früher ein – die Folge: Blätter welken, rollen sich ein oder fallen frühzeitig ab.
2. Kürzere Vegetationsperioden: Obwohl der Frühling oft früher beginnt, ist die Wachstumszeit nicht unbedingt länger. Durch Hitzewellen und Trockenstress im Sommer verkürzt sich die Phase, in der Bäume aktiv wachsen und ihre Blätter gesund erhalten können.
3. Hitzeschäden an Blättern: Extreme Hitze kann Blattgewebe direkt schädigen. Es entstehen sogenannte "Sonnenbrände" auf der Blattoberfläche, die wie trockene, verbrannte Flecken aussehen. Auch die Photosynthese-Leistung sinkt bei hohen Temperaturen – der Baum spart Energie, Blätter welken.
4. Stärkere Krankheits- und Schädlingsbelastung: Ein geschwächter Baum ist anfälliger für Pilzkrankheiten und Schädlinge wie die Miniermotte. Diese verbreiten sich durch milde Winter und feuchte Sommer noch schneller. Auch das fördert das frühzeitige Absterben der Blätter.
Verfrühte Blattwelke im August ist kein harmloses Naturphänomen mehr, sondern oft ein direkter Hinweis darauf, dass unsere Bäume mit dem globalen Klimawandel kämpfen - ein stilles, aber sichtbares Alarmsignal.