Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben die neue Großoffensive im Gazastreifen eingeleitet. Das teilte das Militär in der Nacht mit. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, "umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen".
Dies sei Auftakt zur "Erreichung der Kriegsziele" – einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hieß es. Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Reise von Trump in die Region passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal ist weiter nicht in Sicht.
Berichten zufolge gab es vor allem im Norden des Gebiets massive Angriffe, laut der israelischen Armee seien über 150 militärische Ziele angegriffen worden. Gemäß Angaben des von der Hamas kontrollierten palästinensischen Gesundheitsministeriums seien bei den Bombardierungen seit Donnerstagmorgen über 250 Menschen getötet worden, wobei beim Einsturz ganzer Häuser auch viele Frauen und Kinder unter den Trümmern begraben worden seien.
Der Chef des UN-Menschenrechtsbüros verurteilte Israels neue Offensive mit drastischen Worten. "Es sieht nach einem Vorstoß für eine dauerhafte Bevölkerungsverschiebung in Gaza aus, der das Völkerrecht missachtet und einer ethnischen Säuberung gleichkommt", sagte Hochkommissar Volker Türk in Genf. Die Bombardements hätten zu weiteren Vertreibungen geführt.
Auch US-Außenminister Marco Rubio hatte sich angesichts der humanitären Lage "besorgt" gezeigt und betont, dass sofort wieder Hilfe in den Gazastreifen gelangen müsse. Zugleich forderte er die Hamas erneut auf, sich zu ergeben und die Geiseln freizulassen. Der Sondergesandte Steve Witkoff betonte aber erneut, dass die USA Israel nicht unter Druck setzen werde, um Verhandlungen aufzunehmen.
"Wir müssen auch den Palästinensern helfen. Viele Menschen in Gaza verhungern, also müssen wir beide Seiten betrachten", sagte US-Präsident Donald Trump auf das Thema angesprochen. Hinsichtlich Israels Kriegsplänen erwarte er im nächsten Monat "gute Dinge", so Trump weiter.
Die israelische Nachrichtenseite "ynet" hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die massiven Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die neue Militäroffensive unter dem Namen "Gideon’s Chariots" dürfte die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen: Seit 76 Tagen blockiert Israel jegliche Hilfslieferungen in das Gebiet. Die UN und Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot.