Im Sudan tobt seit 2023 ein grausamer innerstaatlicher Krieg: Die Miliz "Rapid Support Forces" (RSF) unter der Führung von Mohammed Hamdan Daglo versucht, die Kontrolle im Sudan zu erlangen. Sie steht den sudanesischen Streitkräften gegenüber.
Am Sonntag gelang es der RSF nach eineinhalb Jahren Belagerung nun, die Stadt Al-Faschir im Westen des Sudan einzunehmen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt.
Ursächlich für den lang anhaltenden Konflikt sind Macht- und Kommando-Fragen: Insbesondere geht es darum, wie bzw. ob die RSF in die reguläre Armee integriert werden soll – und wer künftig das Sagen hat. Aber es geht auch um wirtschaftliche Interessen, zum Beispiel die Kontrolle über Goldminen und Ressourcen, die Daglo unterhält.
Zu leiden unter dem Krieg hat vor allem die Zivilbevölkerung. Bis August 2025 wurden etwa 150.000 Zivilisten getötet und rund zwölf Millionen Sudanesen durch Krieg und Hunger zur Flucht genötigt. Und die Gräuel gehen auch in diesem Jahr weiter: Laut der Weltgesundheitsorganisation sind in einem Spital in Al-Faschir jüngst mutmaßlich mehr als 460 Menschen getötet worden.
Die Opfer soll es in einer Geburtsklinik gegeben haben, wie WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch mitteilte. Bei den Toten handelt es sich mutmaßlich um Patientinnen und deren Begleitung. Ghebreyesus äußerte sich entsetzt über die Berichte. Das Sudan-Ärztenetzwerk, eine Gruppe von Medizinern, die den Krieg dokumentiert, teilte mit, RSF-Kämpfer hätten am Dienstag "kaltblütig jeden ermordet, den sie in dem saudischen Spital gefunden haben".
Selbst aus dem Weltall sind die Schrecken des Krieges zu erkennen, wie der "Tages-Anzeiger" berichtet. Forscher der Eliteuni Yale haben Satellitenfotos aus Al-Faschir analysiert: Hunderte schmale "Objekte" – wahrscheinlich Leichen von 1,3 bis 2 Metern Länge – türmen sich auf Straßen und Plätzen. Dazu sind metergroße, dunkelrote Flecken zu sehen, bei denen es sich um blutgetränkten Sand handeln soll. "Nie zuvor habe ich gelesen, dass es irgendwo so viel Blut gibt, dass man es per Satellit sehen kann", tweetete der Kriegsreporter Thomas van Linge.
Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch fordern ein sofortiges internationales Eingreifen im Sudan, um die Zivilbevölkerung in der eroberten Stadt Al-Faschir vor weiteren Massenverbrechen der RSF-Milizen zu schützen. Ohne rasche Hilfe droht ein Völkermord wie in Junayna 2023. Die Welt müsse handeln, bevor der Sudan endgültig zerfällt.