Kurz nach dem Tod der legendären Kessler-Zwillinge kommt nun ein Detail ans Licht, das ihr Lebensmotto wie kaum etwas anderes widerspiegelt: Alice und Ellen haben ihren Abschied selbst geplant. Bis zum allerletzten Brief.
Die beiden Show-Ikonen, die in München gemeinsam gestorben sind, lebten seit Jahrzehnten nach einem festen Credo: Selbstbestimmtheit bis zum Schluss. Wer die Schwestern kannte, wusste, dass sie alles gemeinsam taten. Auftritte, Reisen, ihr Zuhause teilen, und, wie sich jetzt zeigt, auch den Weg aus dem Leben.
Am Morgen des 17. November brachte der Postbote ein Schreiben in die Redaktion der "Abendzeitung". Ein Brief, der heute in einem völlig neuen Licht erscheint.
Alice Kessler kündigte darin nach Jahrzehnten das gemeinsame Zeitungsabo, das sie seit immer begleitet hatte. Zunächst hatte sie, wie gewohnt diszipliniert, den Text am Computer geschrieben: Kündigung zum 30. November. Doch dieses Datum wurde von Hand durchgestrichen. Mit einem Kugelschreiber ergänzte Alice schließlich die Worte: "zum 17.11.2025".
Darunter ihre Unterschrift. Möglicherweise die letzte ihres Lebens. Ein langgezogener, schwungvoller Strich.
Zuletzt hatten die Jahre sichtbar an ihnen gezehrt. Ellen kämpfte mit Operationen, Herzschrittmacher, Einlagerungen. Beide litten an Schmerzen, sprachen aber offen darüber.
Üblicherweise schreiben wir bei der "Heute" nicht über Selbsttötungen. Aufgrund der besonderen Aufmerksamkeit haben wir uns dazu entschieden, hier darüber zu berichten.
Du bist nicht alleine
Es gibt Hilfe – rund um die Uhr, anonym und kostenlos:
Telefonseelsorge:
142 – jederzeit erreichbar
www.telefonseelsorge.at
Krisenhilfe Österreich:
0800 20 16 16
www.krisenhilfe.at
Rat auf Draht (für Kinder & Jugendliche):
147
www.rataufdraht.at
Sprich darüber. Du musst da nicht alleine durch.
Für sie war klar: Hilflosigkeit war keine Option. Pflegeheim? Endlose Operationen im hohen Alter? "Grauenhaft", sagten sie.
Sie wollten gehen, bevor das Leben sie einholte. Und sie wollten es zusammen. Alice ohne Ellen, Ellen ohne Alice? für die unzertrennlichen Zwillinge undenkbar.
Die Schwestern wussten, dass ihre Kräfte nachließen. Seit 2024 hatten sie alles organisiert: ihr Zuhause, ihre Unterlagen und sogar ihre Beerdigung. Sie wollten gemeinsam in einer Urne ruhen, zusammen mit Mutter Elsa und ihrem Hund Yello. Ein Wunsch, der nun erneut diskutiert wird.
Doch ihr Abschiedsbuch schlossen sie selbst. Der letzte Brief zeigt, wie durchdacht und bewusst die Kesslers ihren Weg gegangen sind: mit Würde, mit Mut und mit der gleichen Eleganz, mit der sie ein Leben lang die Bühne eroberten.
