Erstmals hat sich der Vatikan zu einem mutmaßlich antisemitischen Vorfall durch einen Leibgardisten des Papstes geäußert. "Die Päpstliche Schweizergarde hat eine Meldung über einen Vorfall erhalten, der sich an einem der Eingänge des Vatikans ereignet haben soll und bei dem Elemente festgestellt wurden, die als antisemitisch gedeutet werden könnten", erklärte Vatikansprecher Matteo Bruni am Montag, wie "Vatican News" berichtet.
Nach einer vorläufigen Rekonstruktion beziehe sich die Meldung auf eine Situation, die im Zusammenhang mit der Bitte um ein Foto an dem betreffenden Wachposten entstanden sein soll. Der Vorfall sei Gegenstand eines Prüfverfahrens, das gemäß den Vorgaben bei Meldungen gegen Mitglieder der Garde eingeleitet worden sei.
Vor einer Woche soll ein Schweizer Gardist im Vatikan in Richtung mehrerer Jüdinnen gespuckt und sich abschätzig über sie geäußert haben. Jetzt äußert sich eine der Betroffenen öffentlich – und übt scharfe Kritik.
Der Vorfall soll sich vergangene Woche am Rande einer Tagung zum 60. Jubiläum der Erklärung Nostra aetate ereignet haben. Die israelische Autorin Michal Govrin berichtet gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress, dass sie am Zugang zum Petersplatz von einem Schweizer Gardisten mit den Worten "les juifs" (dt. "die Juden") angesprochen worden sei – "mit tiefer Verachtung in der Stimme". Als sie den Gardisten zur Rede stellte, soll dieser den Vorwurf abgestritten haben – und schließlich in ihre Richtung gespuckt haben.