In den vergangenen Millionen Jahren gab es auf der Erde abwechselnd Eiszeiten und Warmzeiten. Die "jüngste" Eiszeit endete vor knapp 12.000 Jahren. Dieser Übergang läutete das Holozän ein – eine Ära relativer Klimastabilität, in der menschliche Zivilisationen florieren konnten.
Seit den 1970er-Jahren versuchen Wissenschaftler, den Beginn unserer nächsten Eiszeit zu bestimmen, doch die Festlegung eines genauen Zeitrahmens erwies sich als schwierig.
Einer neuen Studie zufolge dürfte die nächste Eiszeit auf der Erde innerhalb der nächsten 11.000 Jahre beginnen – allerdings könnte unser Einfluss auf den Planeten sie um tausende Jahre verzögern.
Forscher wissen seit langem, dass Verschiebungen in der Erdumlaufbahn den Übergang zwischen Eiszeiten und wärmeren Zwischeneiszeiten beeinflussen. Doch bisher konnten sie nicht genau sagen, welche Faktoren die Eiszeiten-Zyklen am stärksten beeinflussten.
Die nun im Wissenschaftsjournal "Science" veröffentlichte neue Studie bietet völlig neue Einblicke auf die Eiszeit-Zyklen und beantwortet die Frage, wie vom Menschen verursachte Treibhausgas-Emissionen diese Zyklen stören könnten.
Die Forscher entdeckten, dass jede Eiszeit der vergangenen 900.000 Jahre auf einem präzisen Zusammenspiel zwischen der Neigung, der Taumelbewegung und der Form der Erdumlaufbahn um die Sonne beruhte, erklärte der Hauptautor Stephen Barker von der Universität Cardiff.
Dies bestätige, dass "die natürlichen Klimazyklen, die wir auf der Erde über Zehntausende von Jahren beobachten, weitgehend vorhersehbar und keineswegs zufällig oder chaotisch sind", sagte die Co-Autorin Lorraine Lisiecki von der University of California in Santa Barbara.
Ohne menschliche Einflüsse würde die nächste Vereisung der Erde laut Barker "innerhalb der nächsten 11.000 Jahre stattfinden und in 66.000 Jahren enden". Da der Kohlendioxid-Gehalt derzeit jedoch auf dem "höchsten Stand seit mindestens 800.000 Jahren" sei, habe sich dieser Zeitplan "dramatisch verschoben".
Die Ergebnisse unterstreichen den immensen und lang anhaltenden Einfluss menschlicher Aktivitäten auf den Planeten. Während der Klimawandel oft in Jahrzehnten gemessen wird, unterstreicht diese Studie die Folgen, die sich über jahrhundertelange, geologische Zeiträume auswirken werden.
Barker warnte davor, die Verzögerung einer Eiszeit als "positives Ergebnis" zu interpretieren. Zwar würde eine Eiszeit für die menschliche Zivilisation "herausfordernde Bedingungen" mit sich bringen, doch die ungebremsten Emissionen von heute hätten bereits verheerende Folgen – darunter den "Anstieg des Meeresspiegels, Wetterextreme und den Verlust der Artenvielfalt".
Da menschliche Aktivitäten heute die "Rhythmen außer Kraft setzen, die das Klima der Erde über Jahrtausende bestimmten", will das Forschungsteam untersuchen, wie die fortgesetzte Nutzung fossiler Brennstoffe die natürlichen Klimazyklen des Planeten weiter verändern wird. Die Studie legt nahe, dass dies erhebliche Auswirkungen haben könnte.
Sollten die Kohlendioxid-Emissionen im derzeitigen Ausmaß weitergehen, könnte die Antarktis in 8.000 Jahren eisfrei sein, was zu einem globalen Anstieg des Meeresspiegels um etwa 70 Meter führen würde. "Statt Gletscher zu sehen, werden Sie unter Wasser sein", warnte Barker.